8.4.2005

Nachher

Im Postdamer Filmmuseum haben sich am Mittwoch Freunde und Weggefährten des Filmproduzenten Thomas Wilkening getroffen, der Anfang März bei einem Unfall auf der Insel Hiddensee ums Leben gekommen war. In den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ erinnert Autor Matthias Hassenpflug daran, dass Wilkenings teuerstes Filmprojekt die Adaption von Tucholskys Roman „Schloss Gripsholm“ gewesen sei. In dem Text „Stratege und Spieler“ heißt es:

Lydia, gespielt von Heike Makatsch, scheint mit dem Fahrrad einen Abhang direkt in einen See gefallen zu sein. Kurt (Ulrich Noethen) stürzt voller Angst ins Wasser. Doch Lydia steht wohlbehalten am Ufer: „Wir werden doch alle sterben – früher oder später“, verlacht sie ihren Liebhaber.
Thomas Wilkening ist früher gestorben.

Ob der Dialog in dem Film tatsächlich so lautet oder Hassenpflug sich nur leicht verhört hat, sei dahin gestellt. Im Original heißt es ein klein wenig anders, – und das darin enthaltene Wortspiel ließe Wilkenings unerwarteten Tod noch tragischer erscheinen:

Der, der einen Schlafenden beobachtet, fühlt sich ihm überlegen – das ist wohl ein Überbleibsel aus alter Zeit, vielleicht schlummert da noch der Gedanke: er kann mir nichts tun, aber ich ihm. Dieser Frau gab der Schlaf wenigstens kein dümmliches Aussehen; sie atmete fest und ruhig, mit geschlossenem Mund. So wird sie aussehen, wenn sie tot sein wird. Dann liegt der Kopf auf einem Brett – immer, wenn ich an den Tod denke, sehe ich ein ungehobeltes Brett mit kleinen Holzfäserchen; dann liegt sie da und ist wachsgelb und wie uns andern scheint, sehr ehrfurchtgebietend. Einmal, als wir über den Tod sprachen, hatte sie gesagt: „Wir müssen alle sterben – du früher, ich später“ – in diesem Kopf war so viel Mann.

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