Klein – unverständlich
Wenn ein Journalist wie Wiglaf Droste sich mit der Zeitschrift „Die Weltbühne“ befasst, artet das sehr leicht in politische Grundsatzmanifestationen aus. So leider auch in einem Text für die „Frankfurter Rundschau“ , in dem er auf ein Feature aufmerksam macht, das Axel Eggebrecht 1968 über die “ Geschichte einer berühmten Zeitschrift“ aufgenommen hat. Mehr als die reine Tatsache, dass es eine solche Aufnahme gibt, erfährt der Leser nicht. Statt dessen liefert Droste Fundstücke für die Aphorismensammlung:
Politik in Deutschland heißt Durchsetzung wirtschaftlicher Zwecke mit Hilfe der Gesetzgebung.
Wiglaf Droste: „Klein – klug“, in: Frankfurter Rundschau, 24.2.2005, S. 25
Und er ergänzt:
Eine Zeitschrift, die hinter diese Grunderkenntnis nicht zurückfiel, als das Publikum sie nicht wahrhaben und der Staat sie verbieten wollte, war Die Weltbühne.
Anstatt zu beschreiben, wie ein ehemaliger „Weltbühne“-Mitarbeiter wie Eggebrecht die Geschichte der Zeitschrift erzählt, scheitert Droste lieber bei dem Versuch, diese bewegte Vergangenheit selbst in 40 Zeilen zu pressen. Und wenn dann auch noch Bezüge zur Gegenwart nicht fehlen dürfen, kommt es schon mal zu der schiefen Behauptung, wonach Carl von Ossietzky von den Vorläufern der heutigen NPD ermordet wurde. Zu schreiben, dass von Ossietzky an der Folgen seiner KZ-Haft starb, wäre wohl zu groß und nicht klug genug gewesen.
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