Rosen auf den Weg gestreut
Ihr müßt sie lieb und nett behandeln,
erschreckt sie nicht – sie sind so zart!
Ihr müßt mit Palmen sie umwandeln,
getreulich ihrer Eigenart!
Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft –:
Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!
Wenn sie in ihren Sälen hetzen,
sagt: „Ja und Amen – aber gern!
Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!“
Und prügeln sie, so lobt den Herrn.
Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft!
Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft.
Und schießen sie –: du lieber Himmel,
schätzt ihr das Leben so hoch ein?
Das ist ein Pazifisten-Fimmel!
Wer möchte nicht gern Opfer sein?
Nennt sie: die süßen Schnuckerchen,
gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen …
Und verspürt ihr auch
in euerm Bauch
den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft –:
Küßt die Faschisten, küßt die Faschisten,
küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft –!
Autorenangabe: Theobald Tiger
Ersterscheinung: Die Weltbühne, 31. März 1931, Nr. 13, S. 452.
Editionen: Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Hrsg. von Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp, Gerhard Kraiker. 22 Bände, Rowohlt Verlag, Reinbek 1996ff., 1931.
Ders.: Gesammelte Werke in 10 Bänden. Hrsg. von Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1975. Band 9, S. 162 ff.
[…] Rosen auf den Weg gestreut […]
Pingback by Sudelblog.de - Das Weblog zu Kurt Tucholsky » Originaltexte — 6.1.2007 @ 22:46
[…] Auch das aktuelle Feuilleton wägt in dieser Frage vorsichtig ab, so denn der Film überhaupt für lustig befunden wird. Jürgen Schmieder hat in dem Film durchaus einige komische Szenen entdeckt, die er in der Süddeutschen Zeitung ausgiebig schildert. Und noch etwas anderes ist ihm aufgefallen: Natürlich werden die Warner kommen, die Befürchter, die Vorsichtigen. Sie werden fragen: Darf man Hitler so zeigen? Ist es keine Verniedlichung? Die Antwort gibt der Film selbst. Am Anfang wird ein Zitat von Kurt Tucholsky eingeblendet: "Küsst die Faschisten, wo Ihr sie trefft!" Und am Ende schreien die Deutschen bei Hitlers Neujahrsrede: "Heil mir selbst!" […]
Pingback by Sudelblog.de - Das Weblog zu Kurt Tucholsky » Küsst Helge Schneider — 6.1.2007 @ 22:56
[…] Abgesehen davon, dass das Zitat natürlich "Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!" lautet und Tucholsky Deutschland schon 1924 in Richtung Paris verlassen und sich 1929 seine abgeschiedene Villa in Schweden gesucht hatte, kann auch Levy die Frage nicht wirklich erschöpfend beantworten: Weil es natürlich die ganze Widersprüchlichkeit unserer Aufarbeitung des Nationalsozialismus vorwegnimmt. Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft: Was heißt das? (Lacht) Heißt das, wir sollen den Faschisten in uns umarmen? Heißt das, wir sollen sie an uns ranlassen und sie küssen? Was heißt küssen? Heißt das verzeihen, heißt das versöhnen? Natürlich nicht. Heißt küssen, sie mit den Waffen bekämpfen, die sie auf keinen Fall abwehren können? Da ist soviel Widersprüchlichkeit allein schon in diesem einen Satz drin, die ich als programmatisch empfand für die Spannung, die auch in dem Film drin ist. […]
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[…] ich wäre Stalinist. Für mich völlig unverständlich, liebe ich doch alle Menschen. Auch die Trotzkisten. Und die Frau Merkel. Und die Bayern. Und die Piraten. Nun bin ich extra nach […]
Pingback by Stalin und die Piratenpartei | pantoffelpunk — 22.7.2009 @ 13:41