Gib’s ihnen!
Endlich hat jemand den großen deutschen Tageszeitungen, die den 100. Geburtstag der „Weltbühne“ so schmählich übergangen haben, ordentlich die Leviten gelesen. Otto Köhler erledigte dies im heutigen „Freitag“, wo dem ehemaligen „Konkret“-Redakteur und jetzigen „Ossietzky“-Mitherausgeber viel Platz freigeräumt wurde. Daher kann Köhler die Schelte mit einer ausführlichen Darstellung der „Weltbühne“-Geschichte verbinden. Die Hauptzielscheibe seiner Kritik sind aber nicht die „Kompetenzmedien“, wie Köhler sie tituliert, sondern der Historiker Hans-Ulrich Wehler. Dieser hat der „Weltbühne“ bei verschiedenen Gelegenheiten „prinzipielle Staatsfeindlichkeit“ attestiert und sie für den Untergang der Weimarer Republik mitverantwortlich gemacht hat. Köhler hat Wehler für diese Einschätzung bereits ausführlich in einem Sonderheft angegriffen, das die Zeitschrift „Ossietzky“ im März dieses Jahres aus Anlass des „Weltbühne“-Jubiläums herausgegeben hat.
Obwohl Köhler sehr kundig über die Geschichte der Zeitschrift schreibt, sind ihm einige Ungenauigkeiten unterlaufen:
- Die Zabern-Affäre kann nicht Anlass dafür gewesen sein, dass die „Schaubühne“ sich politischen Themen öffnete. Letzteres wurde im September 1913 angekündigt, während die Affäre im Oktober 1913 ausgelöst wurde.
- Erich Dombrowski benutzte nicht das Pseudonym Felix Pinner. Dahinter steckte der Journalist Frank Faßland.
- Carl von Ossietzky und Berthold Jacob wurden Ende 1927, nicht 1929, gemeinsam verurteilt.
- Ossietzky wurde 1931 nicht wegen Landesverrats, sondern wegen Verrats militärischer Geheimnisse verurteilt.
- Der Friedensnobelpreis wird nicht in Stockholm, sondern in Oslo verliehen.
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