Wer die Kritik eines Kurt-Tucholsky-Rio-Reiser-Abends in der „Frankfurter Neuen Presse“ liest, muss einen merkwürdigen Eindruck vom Leben und Sterben der beiden Berliner bekommen. In der Rezension „Nichts für Grießbreifresser“ schreibt Maren Bonacker:
Sie liebten leidenschaftlich und waren nur selten mit einem Lebenspartner zufrieden. Sie verachteten Krieg und Gewalt und verliehen ihrer Forderung nach Frieden mit zum Teil drastischen Mitteln Ausdruck. Sie hassten Mittelmäßigkeit, wollten alles – und starben früh, Opfer ihres zügellosen Lebenswandels.
Nun ja. Was Tucholsky betrifft, so ist dieser bekanntlich nicht an den Folgen seines exzessiven Drogenkonsums gestorben. Zu irgendwelchen Geschlechtskrankheiten führten seine doppelten Lebenspartnerschaften ebenfalls nicht. Und die drastischen Mittel seiner Friedensforderungen bestanden nicht, wie man glauben könnte, in Bombenanschlägen auf preußische Kasernen, sondern lediglich in polemischen Texten.
Aber egal. Maren Bonacker war auf jeden Fall von dem Kabarett-Abend im hessischen Bad Nauheim sehr angetan.
Philipp Höck, Thomas Leichtweiß und Viola Muscolo fühlen sich in die Sprecher Tucholskys und Reisers ein, tragen die lyrischen Texte mit einer Intensität vor, die den Zuschauern eine Gänsehaut über den Rücken laufen lässt.
Eine Übersicht über die kommenden Vorstellungstermine findet sich hier.