1.1.2004

Der berühmteste Mann der Welt

All der Unsinn, den Mister Chaplin
macht, kommt nicht aus dem vergebli-
chen Versuch, klug zu sein, sondern aus
den mißlingenden Versuchen, so zu sein
wie andere Leute auch.
St. John Ervine

Kein Parlamentarier ist der berühmteste Mann der Welt und kein Politiker, weder Wilson noch Poincaré – kein Erfinder ist es, kein Tenor, kein Flugzeugführer. Der berühmteste Mensch ist zweifellos Herr Charlie Chaplin, über den alle einmal gelacht haben: die Pariser und die Londoner, alle Amerikaner und die australischen Matrosen, die Besucher der chinesischen Kinos und neuerdings auch die Deutschen, der alte Kontinent und der neue – und daß der Mars noch nicht über ihn gelacht hat, liegt nur an der mangelhaften Verbindung zu diesem kinolosen Möbel.
Mister Chaplin ist so:
Die Gegend betritt ein kleinerer Mann mit einem kleinen schwarzen Hütchen, einem Stöckchen, einem Schnurrbärtchen. Er geht, wie noch nie ein Mensch auf dieser Welt gegangen ist: er watschelt rasch und eilfertig auf zwei Füßen, deren Spitzen ganz nach auswärts gedreht sind. Er hat schwarze, fast traurige Augen, und er sieht bekümmert in die Welt, weil es nun doch gleich einen Kummer geben wird. Richtig, da ist er.
Der Kummer ist ein dicker Mann, ein roher Bursche von ungeheurem Format, mit dem Herr Chaplin sofort aneinandergerät. Weshalb, ist nicht ganz klar. Diese Filme sind überhaupt nicht ganz klar. Aber es kommt ja nicht auf ihre Handlungslosigkeit an und auf das Gewirr von Prügeln, Feuerwehrschläuchen, jungen Mädchen, auslaufenden Milchflaschen und herunterfallenden Gipsbüsten. Es kommt auf ihn an, auf Mister Chaplin.
Aus den acht oder zehn Filmen, die bis jetzt nach Deutschland gekommen sind, bleibt eine Fülle von Einzelheiten haften, deren jede vollendet gespielt ist.
Mister Chaplin lädt dreizehn Stühle auf seinen Rücken, sieht aus wie ein Morgensternsches Stuhlschwein und starrt vor lauter Stuhlbeinstacheln: Mister Chaplin ist aus dem Gefängnis entflohen, wo die amerikanischen Sträflinge bekanntlich gestreifte Kleidung zu tragen haben, und erwacht morgens im Bett: verwundert und deprimiert gleiten seine schwarzen, klugen Augen über den gestreiften Pyjama und über die Gitterstäbe seines Bettes – also doch? Wieder Gefängnis? – Nein, der Diener bringt den Kaffee. Und wie Herr Chaplin dann sofort aus dem geduckten Flüchtling ein feiner Herr wird, mit einer Zuckung der Schulter, einem ganz unmerklichen Zusammenreißen in den Augen: das ist schlechthin meisterhaft.
Herr Chaplin muß hungrig zusehen, wie ein dicker Mann von vierundzwanzig Tellern sein Frühstück ißt; dann soll er die leeren Teller abräumen. Ein Blick, zwei Löffel, und Herr Chaplin beginnt mit sieghafter Geste auf den Tellern Xylophon zu spielen.
All diese Einfälle dauern nur einen Augenblick, das geht alles ganz rasch vorüber, wird mit den sparsamsten Mitteln exekutiert. Er hat sich hinter einem umgestürzten Küchentisch verbarrikadiert und bewirft seine Partner mit gebratenen Kartoffelklößen: blitzschnell taucht die Assoziation ›Schützengraben‹ in ihm auf: er ergreift zwei leere Weinflaschen, steckt den Kopf über den Tisch und beäugt unendlich strategisch den Feind durch dieses neue Scherenfernrohr – und blitzschnell taucht er wieder unter.
Er hat eine Komik des Nichttuns entwickelt, die ganz ungeheuerlich ist. Der Mann, der sich nicht traut, durch eine Tür zu gehen, dreimal ansetzt und viermal umkehrt, ist noch niemals so gespielt worden wie von ihm. Er sitzt in der Heilsarmee und muß über irgend etwas lachen, das neben ihm vorgeht – der strafende Blick des Predigers fällt auf ihn – Großaufnahme: man sieht ihn fröhlich grinsen, und dann ist das Lachen wie mit einer Zange abgekniffen. Unruhig ruckelt ein gerüffelter Schuljunge auf seinem Platz, und ganze Völkerschaften liegen unter dem Tisch.
Womit er das alles erreicht, ist völlig unbegreiflich. Manchmal nur mit einer kleinen Bewegung – er kann mit den Schultern weinen. Einmal wird er massiert – Chaplin sieht den riesigen Bademeister und sein beklatschtes und malträtiertes Opfer. Er wird der Nächste sein … Und in den unergründlichen Augen liegt eine solche Angst, eine solche tiefe und fast tierische Furcht und dazu ein Gran Ironie, daß es so etwas gibt … Und er bewegt sich nicht, und man hört ihn jeden Gedanken denken.
Er ist so gütig und so freundlich zu aller Welt! Neben ihm steht ein kleiner Spielhund aus Tuch, ein Spielzeug, wie es die Kinder haben. Eine Flasche läuft aus und bekleckert ihm die Hosen. Ingrimmig und schockiert sieht er den Hund an. Dann stellt es sich heraus, daß es doch die Flasche war. Und leise streichelnd, mit einer unendlich zarten Bewegung bittet er das Hündchen um Verzeihung …
Der Mensch muß eine unerhörte Beobachtungsgabe haben, ein stehlendes Auge. Er kann die Bewegungen aller Handwerke nachmachen. Einmal frisiert er den Kopf eines Bärenbettvorlegers: mit welch femininer Grazie und mit welch gelangweilter Selbstverständlichkeit er Kamm und Bürste handhabt und nach dem Schamponieren leicht und elegant und oberflächlich den nassen Kopf abtrocknet! Das zeigt die natürliche Komik dieses großen Künstlers. Wenn unsere Mimen auf der Bühne einen Handwerker nachmachen, dann sieht man, daß sie ihn niemals beobachtet haben: so klopft kein Schuster, so schreibt kein Schreiber, so bewegt sich kein Kutscher. Chaplin kennt sie alle.
Er bekommt es fertig, nur durch seine Erscheinung andere Leute lächerlich zu machen. Er braucht nur aufzutreten, mit dem kleinen Hütchen, mit dem kleinen Stöckchen, mit dem kleinen Schnurrbärtchen, watscheln auf seinen unmöglichen Beinen – und alles drum herum hat plötzlich unrecht, und er hat recht, und die ganze Welt ist lächerlich geworden. Es gibt ein Bild von ihm aus dem Kriege, auf dem der Zeichner den deutschen Kaiser abgebildet hat und seine Generale – mit starrenden Schnurrbärten und furchteinflößenden Helmen. Ihre Augen kullern ihnen fast aus dem Kopf, sie sehen alle auf eine Sache. Denn vor ihnen latscht Chaplin durch den Saal, sich leise einen pfeifend und unbeschreiblich frech sein Stöckchen schwingend. Und der ganze Militarismus ist hinten heruntergefallen.
»All der Unsinn, den Mister Chaplin macht, kommt aus den mißlingenden Versuchen, so zu sein, wie andere Leute auch.« Er hat einmal gesehen, wie der Mixer mixt und wie er in dem Affentanz von Eisstückchen, Cherrycoblern, Silberbechern und Herumhantieren an jedem Ei kurz riecht, bevor er es in den Topf schlägt … Aha, das macht man so. Und wenn er, Chaplin, mixt, riecht er auch an dem Ei. Aber bevor er es aufschlägt. Das kommt in der Fixigkeit nicht so genau darauf an …
Man sagt, daß er alle seine Filme probeweise Kindern vorspiele. Wenn das nicht wahr ist, ist es brillant erfunden. Denn diese Filme mit der nachdenklichen Komik, mit der lustigen Tragik wenden sich an das Kind im Menschen, an das, was wohl bei allen Völkern gleich geblieben ist: an die unverwüstliche Jugendkraft. Er stellt das primitivste dar, aber das genial. Und er zeigt, wie lächerlich es ist, ein erwachsener Mensch zu sein, der sich ernst nimmt.
Als er einmal von Europa zurück nach Los Angeles fuhr, begrüßten ihn auf einer kleinen amerikanischen Station zweihundert kleine Jungen, alle als Mister Chaplin verkleidet: mit dem kleinen Hütchen, mit dem kleinen Bärtchen und mit dem kleinen Stöckchen. So watschelten sie auf ihn zu … Und weil er sehr kinderlieb ist, hat er ihnen allen guten Tag gesagt.
Er ist, wie alle großen Komiker, ein Philosoph. Versäumen Sie nicht, ihn sich anzusehen. Sie lachen sich kaputt und werden ihm für dieses Lachen dankbar sein, solange Sie leben.
Da geht er hin und ruckt nach all dem Kummer an einem kleinen Hut und watschelt ab und sagt mit den Beinen: »Auf Wiedersehn –!«

Autorenangabe: Kurt Tucholsky

Ersterscheinung: Prager Tageblatt, 22. Juli 1922.

Editionen: Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Hrsg. von Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp, Gerhard Kraiker. 22 Bände, Rowohlt Verlag, Reinbek 1996ff., 1922, S. 279 ff.

Ders.: Gesammelte Werke in 10 Bänden. Hrsg. von Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1975. Band 3, S. 230 ff.

Brief an das Nobelkomitee

Hindås Schweden
27-9-34

Nobel-Comité
Oslo

Sehr geehrte Herren,

wie ich in schwedischen Zeitungen lese, steht mein Freund Carl von Ossietzky in engerer Wahl bei der Verleihung des Friedenspreises.

Ich habe mit Carl von Ossietzky gemeinsam die ‹Weltbühne› in Berlin herausgegeben und kenne ihn seit 10 Jahren. Ich habe ihn dem Begründer der Wochenschrift als Mitarbeiter vorgeschlagen und ihn nach dem Tode des Gründers gebeten, an meiner Stelle die Herausgabe zu übernehmen – wir haben beide gemeinschaftlich redigiert. Ich kenne den Mann also genau, und es ist mir ein Bedürfnis und eine Pflicht, Ihnen zu sagen:

Die Arbeit Ossietzkys für den Weltfrieden ist immer uneigennützig und tapfer gewesen, und, wie ich meine, nicht ohne Erfolg.

Uneigennützig: Ossietzky hat keiner Partei angehört, er hat nicht für irgend eine begrenzte Doktrin gefochten, sondern für die Idee der Humanität. Er hat, wie man zu sagen pflegt, «nichts davon gehabt» – es ist keine dankbare Aufgabe gewesen, in Deutschland für den Pacifismus einzutreten.

Tapfer: Ossietzky ist nach seiner Verurteilung im Jahre 1931 nicht aus Deutschland geflohen, was er hätte tun können und was der Regierung sicherlich angenehm gewesen wäre. Er hat in einem großen Artikel ‹Rechenschaft›, einer klassischen Leistung, dargelegt, daß er für die Sache des Friedens das Opfer bringen will. Er hat es gebracht. Was er aber dann, nach seiner Freilassung im Jahre 1932, getan hat, verdient die allerhöchste Anerkennung:

Dieser Mann, dessen prophetische Arbeiten dartun, wie sehr er seine Zeit und sein Land erkannt hat, hat noch im Dezember 32 gewagt, das heraufziehende Hitlerregime wegen seiner Kriegsfreundlichkeit anzugreifen, und zwar in derart scharfen Formen, daß die Rache denn auch nach dem Reichstagsbrand prompt über ihn hereingebrochen ist. Er leidet noch heute, während Sie dies lesen.

Sie wissen, sehr geehrte Herren, besser als ich, daß es überall einen sozusagen officiellen Pacifismus gibt, eine sanft geölte Denkungsart, die für den Frieden eintritt, solange kein Krieg ist. Diese Gesinnung kostet nichts, sie ist bequem. Ossietzky hat sich seine Friedensgesinnung etwas kosten lassen – wir wissen alle nicht, ob er mit dem Leben davonkommt. Wenn ich, als sein langjähriger Kampfgenosse, Sie bitte, den Idealismus, die Sauberkeit und die so seltene Zivilcourage dieses Friedenssoldaten anzuerkennen, so tue ich das in voller Kenntnis der Person und der Sache. Dieser Mann ist für den Frieden ans Kreuz geschlagen worden.

Ich habe bisher geschwiegen, um nicht durch meinen Namen, der auf die deutsche Regierung wie das rote Tuch wirkt, zu bewirken, daß Ossietzky geschlagen wird. Man hat mir die Staatsangehörigkeit aberkannt – alles, was ich öffentlich für ihn täte, hätte er zu büßen. Ihnen aber darf ich sagen: Sie geben Ihren Preis dem Würdigsten. Ich gehöre nicht zu denen, die in der Verleihung des Preises an Ossietzky in erster Linie eine Demonstration gegen die deutsche Regierung erblicken, denn das ist nicht der Sinn des Preises. Ich erblicke in der Verleihung an ihn eine Erfüllung der Nobelschen Ideen.

Mir sind Ihre Statuten bekannt – ich übe hier keinerlei Vorschlagsrecht aus. Ich genüge einer Freundespflicht.

Ich bin Ihr sehr ergebener

Kurt Tucholsky.

Berlins Bester

Da drüben an der Wand hängt er, das Bild hat er mir selbst geschenkt, und auf die Rückseite hat er etwas draufgeschrieben. Der Kopf mit der grauen Maurerfreese sieht an Herrn Courteline vorbei. („Wir kenn uns zwah nich vaständijen“, sagt das Bild, „aber wir leben in Freundschaft. Valleicht jrade deswejen.“) Die Franzosen fragen: „Wer ist das?“ – „Heinrich Zille“, sage ich. „C’est un peintre allemand.“ Aber das ist nicht wahr. Er ist viel mehr.

   Jetzt liegt von ihm das stärkste Buch vor, das über Berlin erschienen ist: ‚Berliner Geschichten und Bilder‘ (bei Carl Reißner in Dresden 1924).

   Paris hat unter den lebenden Inkarnationen seines Stadthumors einen Mann, der unserm Zille als Zeichner manchmal nahekommt: das ist Poulbot, der Kinder-Poulbot, der die frechspitzige, ausverschämte, über alle Pflaster trudelnde, frühreife und auch bemitleidenswerte ‚gosse‘ gezeichnet hat. (Am letzten Weihnachtsabend hat er seine ‚gosses‘ sogar selbst beschert.) Wien hat die Verniedlicher seines Stadthumors, die einem den ganzen Humor verrunjenieren können. Berlin hat beides.

   Es ist so schwer, von berliner Humor zu sprechen, weil eine Unzahl kleinbürgerlicher Schmieranten sich auf diesem Gebiet niedlich machen. Eine mit Glace oder Zwirn behandschuhte Rechte faßt vorsichtig die ‚kleinen Leute‘ am Schlafittchen und führt sie dem geschmeichelten Bürgerpublikum vor, immer mit dieser fatalen Attitüde vermeintlicher Echtheit, mit dem falschen Ton von Mitleid, dem falschen Grausen, dem falschen Humor, vor dem Gott erbarm. Es ist derselbe Humor, mit dem sich Kammergerichtsreferendar Lehmann auf dem juryfreien Ball als ‚Lude‘ verkleidet. – Jeder weiß doch, daß er keiner ist, Gottseidank, aber es macht sich so schön romantisch. Es ist der Humor der ‚Lustigen Blätter‘, der den Konfektionären die Opfer ihrer Zwischenmeister ulkig-dreckig, ulkigschwanger, ulkig-besoffen vorführt – das eigne Badezimmer in der Bayreuther Straße blitzt noch einmal so nett. „Pfui Deibel – wie komisch!“ Kommt noch ein Tropfen Schmalz in diese Suppe – von wegen: Grunewald mit seinen abendlichen Föhren – dann ist das Unglück fertig, und der Magen dreht sich einem im Leibe herum, wenn man sieht, wie Berlin diskreditiert wird.

   Heinrich Zille ist vor dem Kriege und im Kriege manchmal das Opfer dieser Auftraggeber geworden. Er hat Sachen zeichnen müssen, die man ihm aufgegeben hat, und die ein andrer ein bißchen schlechter gezeichnet hätte; er hat im Kriege eine gradezu schauerliche Serie vom Stapel lassen müssen, die von Berlin und vom Kriege gleich weit weg lag und mit beiden nur die Gemeinsamkeit hatte, daß sie beiden zum Verkauf angeboten wurde; er hat manchmal ulken müssen, wo er ganz etwas andres tun wollte. Von den Zeichnungen in diesem wundervollen Buche erschiene auch nicht ein Dreißigstel in einer Zeitschrift; alle Zeitungen lobendes, keine würde je wagen, auch nur den Schimmer eines Abglanzes davon bei sich aufzunehmen. Warum nicht? Das ist ganz einfach. Ein Buch hat keine Inserate.

Heinrich Zilles Geheimnis liegt in dem ersten Satz seiner Lebensbeschreibung, die das Werk einleitet: „1872 lernte ich Lithograph.“ Zille ist ein Handwerker. Er hat etwas gelernt, er hat es gut gelernt, und er hat diese handwerkliche Basis niemals verlassen. Es ist sehr interessant zu beobachten, wie in dem Buch alle Stadien vorhanden sind: von dem naturalistischen Bemühen, „det Ding abzuzeichnen“, bis zu der letzten Formulierung, die es nicht mehr nötig hat und souverän fortlassen kann (aber anders als die jungen Herren, die wuscheln, weil sie gar nichts können). Zilles Seele ist ganz Berlin: weich, große Schnauze, nach Möglichkeit warme Füße, und: allens halb so schlimm.

   Stammbaum: kleinbürgerlich. ‚Mein Vater‘ ist ein recht charakteristische Blatt: der alte Mann steht, ernst und vertieft in seine Arbeit, am Schraubstock, und draußen grinsen zwei ‚Ssijeuner‘ rein, rumstrolchende Kerls, die ein bißchen frech, ein bißchen neidisch, ein bißchen verzweifelt diese kleinbürgerliche Burg von außen anlachen, die der sich da aufgerichtet hat. Schließlich ist ja das die Sehnsucht der obern Schicht, die Zille verarztet: Kleinbürger und solche, die es werden wollen. (Darüber hinaus langt er kaum: wenn er ‚feine Leute‘ zeichnet, sind es entweder bewußte Übertreibungen, wie sie sich im Auge derer da unten spiegeln, oder rührende Schießbudenfiguren.) Hier, in dieser Kleinbürgerschicht wohnt die Idylle, die Zille bald bekannt und beliebt werden ließ: ‚Restaurant zum Nußbaum‘, die kleine gelbe Lampe auf dem Wackeltisch, die dicke Marie hinter der Theke, die geschäftige Schwangere, die mit dem Korb einholt, das Jör, das unerschöpfliche Jör, dem vorn und hinten das Hemd herausguckt, dem die Nase läuft, von andern Dingen ganz zu schweigen, das brüllt, hopst, tanzt und popelt. Bis dahin gut und gern genehmigt: Zille war eine Witzblatt-Type, eine unfehlbar sichere Nummer, ein von allen ordentlichen Menschen gern gesehener Bestätiger ihrer Ordnung, die er durch die ausgezeichnete Schilderung des Gegensatzes hob. Darunter fängt der eigentliche Zille an.

   Da, wo das Proletariat Lumpenproletariat wird; da, wo es nicht mehr lohnt, zu arbeiten – arbeiten und verzweifeln! -; da, wo es überhaupt keinen Sinn mehr hat, etwas zu tun, wo man sich fallen läßt, ohne daß einen etwas andres mütterlich aufnimmt als das Wasser – da hat er sich zu einer Größe emporgereckt, die erschreckt. Tragik? Auf berlinisch? Auf berlinisch: also janz stike, nachdenklich, der Mensch wird zum alten Eisen, aber er rufts nicht mehr aus.

   Hier berührt sich Zille mit der Kollwitz. Wo sie eine Sonate spielt, zimpert er auf einem alten Leierkasten, und man heult wie ein Schloßhund. Das Wort der Wörter steht in diesem Buch, unübertrefflich, ein für alle Mal, kaum stilisiert, wahrscheinlich abgehört, einfach so herausgewachsen aus dem Boden von Dreck, Suff, Tuberkulose, Wohnungselend: „Weißte – man darf jahnich drüber nachdenken!“ Aber manche denken doch noch darüber nach, das sind die Gefährlichen …

   Zille hat das Amoralische im Blut. Er urteilt nicht, er zeichnet. Er richtet nicht, er empfindet. Bibel? Strafgesetzbuch? Seine Leute sind längst darüber hinaus – Pastor und Landgerichtsrat sind für sie mehr oder weniger unangenehme Vertreter eines Systems, dessen Wirkung sich vor allem darin widerspiegelt, daß es ungeheuer viel Zeit kostet. Verhaftet werden, warten, eingesperrt sein, noch mal warten, ermahnt, angeschnauzt, verurteilt werden – es dauert alles so lange … Aber weiter ist auch nichts.

   Da ist Zille, unser Zille. Die Kindsleiche im Mülleimer; die Schwangere, die nicht weiß, ob das im Arm noch lebt, wenn das im Leib da ist; Orje, der nicht einmal mehr von den Schutzpolizisten gehört wird, wenn er schimpft, weil es nicht lohnt; die Frau, die mit zwei Kindern ins Wasser geht, rasch, eilig, sie mag nicht mehr, nicht aufhalten!; die Kindergruppe, die „Liehieb Heiheimatland – adee – Plötzensee!“ singt, ein Blatt von seltener Tragik: wie man im Lachen auf einmal sieht, daß nicht ein unlädiertes Kind dabei ist, alles ist verbogen, kurzsichtig, hat die englische Krankheit, ist zurückgeblieben; ein lebendes Skelett, das in einem Bettsarg verfault, darunter: „Unser Leben währet 70 Jahr, und wenn es hoch kommt … „, wahrscheinlich hat der Mann als Kind in der Schule die segensreichen Sozialeinrichtungen des Deutschen Reichs nicht ordentlich gelernt; kindische Greise und vergreiste Kinder – der Zeichner hebt kaum die Stimme: er erzählt.

   Im finstersten Finstern glüht dann immer der Funke des echten Humors auf, und wie berlinisch ist der! „Mutter“, fragt das Kind, als sie ihr Mittagessen im Topp zu Vatern tragen, „wächst sone Wurst immer wieder?“ (Denn so sieht die Abteilung: Naturgeschichte im Kinde aus.) „Ick habe“, sagt Mudicke, „meine Selige übalebt, ick habe Kaiser Wilhelm übalebt, ick werde auch die Republik übaleben!“ Das walte Gott. Und wenn die möblierte Wirtin reinkommt und sieht ihre Tochter nackedei in der Flohkiste liegen, davor ihren Mieter, den Fotografen, so entlädt sich Pädagogik, mütterliche Würde und die Ordnung des Hauses in folgenden ganz ruhigen Worten: „Wat is denn det nu wieder forne neie Afferei mit Lotten, Herr Doktor!“ Und der Herr Doktor erklärt es ihr, und dann ist alles gut.

   Erstaunlich, wie modern dieser alte Mann ist. Die Versuche, ein Witzblatt zu schaffen – Deutschland besitzt keins – hat auf der sozialdemokratischen Seite zu einem Blatt geführt, das alle Papierkörbe des alten ‚Simplicissimus‘ neu auflegt und ganz vergessen hat, daß es das alles nicht mehr gibt: diese Bürger nicht mehr, Herrn Baluschek nicht, die Großstadttragik der alten Naturalisten nicht, diese Serenissimi nicht … aus, vorbei. Auf der kommunistischen Seite probiert man noch, manchmal trifft mans, meistens nicht. Zille gehört zu den Neuen, weil er unbarmherzig sein kann und Herz hat, weil er vor Mitleid mitleidslos schildert, weil er die Ruhe weg hat.

   Du hast mal gesagt, du sähest aus wie ein Droschkenkutscher, Heinrich Zille. Laß man. Wenn du in Himmel kommst, denn klebt dir der liebe Gott Flügel hinten an Rücken, steckt dir ’n Posauneken in die Hand und drückt dir ’n Kranz ins Haar. Und denn nischt wie mit Hallelujah immer rauf und runter. Und wenn dann die Leute fragen: „Wer singt denn ja oben so schön falsch?“ – dann will ich ihnen antworten: „Pst. Da oben fliegt Er. Berlins Bester.“


Autorenangabe: Peter Panter

Ersterscheinung: Die Weltbühne, 20.1.1925, Nr. 3, S. 95.

Editionen: Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Hrsg. von Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp, Gerhard Kraiker. 22 Bände, Rowohlt Verlag, Reinbek 1996ff.,

Ders.: Gesammelte Werke in 10 Bänden. Hrsg. von Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1975. Band 4, S. 18 ff.

Q-Tagebuch (Beilage zum Brief vom 21.9.1934 an Hedwig Müller)

QUATSCHE-TAGEBUCH

gefiehrt für Nuuna von Peter

/ / / Sehr hipsch war im Blättchen ›Kurhotels‹, wo anlege, weil Du es vielleicht übergesehn hast. Es ist leider genau so geschrieben wie die Hotellen, aber sonst ganz richtig. Ein bißchen spät kommt dem Herrn diese Erkenntnis. Ausgezeichnet war die Rede mit „Vohlksgenossen!“ aber da fehlt das j, das da drin ist, man kann das aber nicht schreiben. Sie war wirklich schön. Sonsten …

Die russischen Berichte sind erstens einmal alle ganz oberflächlich. Begeisterung ist schön – Fleisch auf dem Teller wäre besser. Die Auszüge der Reden, die da gehalten worden sind, enthalten entweder direkt Falsches oder schreiende Banalitäten. Am besten noch Gorki, am inhaltleersten Radek, der nur frech und großmäulig ist. Rührend solche Sachen, wie: „Ein Pilot der Luftmarine versprach eine ganz neue Literatur!“ Der Gute. Und da irrt er sich. Es erinnert das alles ein bißchen an die kleinen Leute, die sagen: „Wenn ich Ihnen mein Leben erzählen würde, das ist Sie nämlich wie ein Roman!“ oder: „Die Erlebnisse eines Bergmannes“. Nun ist natürlich möglich, daß sich drei Kilometer von Dir in einem Krankenhaus ein Streit zwischen zwei Oberschwestern abspielt, der geradezu nach einer Schilderung brüllt. Aber man muß es eben schildern können und vor allem: man muß einen Schemel haben, von dem aus man schildert. Es gibt Beispiele (Kirchenkunst), wo der vorgesetzte „höhere Zweck“ große Kunstwerke, wenn auch nicht hervorgerufen, so doch sehr begünstigt hat – immer aber überschreitet die Weite des Kunstwerkes den Zweck. Der Zweck gibt die Bahn an – mehr nicht. Das erkennen sicherlich manche Russen, man hört das durch. Ich weiß aber nicht, ob das nur die Alten erkennen, wie Bucharin, die immerhin noch von andern Dingen wissen, oder ob das auch die Jungen wissen. Das Gebrüll der Boches-Kommunisten ist nicht kommunistisch, sondern boche.

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Nuunchen, wenn Du vielleicht glaubst, daß man herausbekommen kann, warum daß es mir schlecht geht. Gestern waren die Wolken hoch, die Sonne hat beinah gestochen, ich habe gebadet, die Luft war mehr als frisch. Das war gut und schön, aber wie es mir gegangen ist, will ich lieber nicht aufschreiben. Dabei nichts geraucht, Spaziergang nach L – und es war grauslich. Heute ist ein Sturm, wie er selbst während Deiner Anwesenheit nicht war – zum Bäumeausreißen. Und es geht mir nicht gut, das geht es nie – aber nicht so schlimm. Geschmack und Geruch völlig dahin, der ganze Schlund wie aus trocknem Papier. Und Kopfdruck. Es ist fast eine Lust, zu leben.

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Schon Dein engerer Berufskollege Hippokrates, der bekannte Versicherungsarzt, sagt, daß Geräuschempfindlichkeit bei Kopfleidenden oft vorkommt. Aber was dagegen zu tun, wußte schon er nicht. GOtt segne Eure Zunft.

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Übrigens vermisse ich bei allen Blicken in die werte Zukunft immer eine Sache. Was nun, wenn zum Beispiel, mit Verlaub zu sagen, die Russen den Hintern vollgehauen bekommen? Sie werden sich sicherlich sehr brav schlagen. Aber sie machen einen Ungeheuern Fehler: nämlich den, die sankrosankte Idee ihres neuen Staates auch auf diese dünn besiedelten Gebiete im fernen Osten auszudehnen. Da haben sie einen Generol hingesetzt, der unter dem militärischen Pseudonym „Blücher“ läuft, heißt aber anders, und ich, Magenzeller, sage Dir: die Japaner hauen ihnen das Fell aus. Dazu brauchen sie gar nicht Herrn Deterding und die Hilfe irgendwelcher weißer Russen. Das besorgen sie ganz allein. Das kann eine Rückwirkung in Europa haben. Wie weit das hohl ist, können wir alle nicht wissen. Napoléon, 1917 – schließlich haben wir ja Beispiele gehabt. Und mit Flugzeugen geht das noch schneller. „Das kann nicht … “ Na jewiß doch. Das hat man im Jahr 1912 vom Zarentum auch gesagt. Es kann. Es wäre übrigens schade. Denn schließlich: was für schöpferische Ideen sind schon im Bundesrat oder gar hier oben? Weiter als die „Ordnung“ des Monopolkapitals wissen sie auch nichts.

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In diesem Film, dessen vertrackter englischer Name nicht in mein Gehirn geht, duck soap oder so oder dück saop oder was weiß ich, ist das eine Reiß-Sprache! – da kommt, wie beschrieben, der Diktator zu spät. Die Garde hat schon angeblasen, eine riesige Freitreppe, und weil er nicht kommt, bläst sie alles nochmal, im Spalier.

Durch die Wiederholung wird alles zum Theater. Dann kommt er also seine Feuerwehrleiter heruntergerutscht, denn das tun wir Diktatoren immer. Und da sieht er, daß da irgendetwas los ist. Er stellt sich also, klein und jüdisch, neben den riesigen Flügelmann, und weil der seinen Pallasch ausgestreckt hält, hält er seine Zigarre ausgestreckt.
Eine ganze Weile. Dann zupft er den Großen am Lederkoller und fragt:
– „Erwarten Sie jemand -?“

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„Il eut de la véhémence dans ses discours, une éloquence vive et impétueuse, qui entraînait les peuples et les ravissait: une hardiesse extraordinaire quand il se vit soutenu et applaudi, avec un air d’autorité qui faisait trembler devant lui ses disciples: de sorte qu’ils n’osaient le contredire ni dans les grandes choses ni dans les petites.“127 Wie bitte -? O, nicht doch. Das steht bei Bossuet.
Über Luther.

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Es geht hier ein bißchen durcheinander, und ich schreibe heute grau und morgen blau. Du mußt das nicht falsch verstehen, denn es ist ja nicht für den Druck. Ich möchte auch nicht, daß diese Blätter irgend jemand sieht – es ist alles so unkontrolliert, nur eben für Dich hingemalt, als de l’ersatz für eine Gach – Unterhaltung. Item:

In einem andern Blatt standen nun also bloß die andern Kandidaten und nicht sein Name. Die andern sind der Bürgermeister von Stockholm, das wird wohl nichts werden, ich kenne den Mann, brav und anständig, auch pazifistisch, aber ganz offiziell. Der zweite ist Norman Angell, ein Engländer, der vor dem Kriege ein ausgezeichnetes Buch geschrieben hat. ›Die große Illusion‹, das ich schon als Student begeistert gelesen habe. Er wies darin fast prophetisch nach, daß Kriege weder für den Sieger noch für den Besiegten heute ein Geschäft seien. Nun, also … Dann stand wieder im Blättchen, das Comité habe gesagt, der Kandidat müsse vor dem 1. Februar des Verteilungsjahres nominiert sein, und das trifft hier wohl nicht zu. Wenn es wirklich wahr ist, daß er es weiß und wenn sie es ihm dann nicht geben, so liegt hier eine Qual vor, die nur mit Sacco und Vanzetri ihre Parallele hat. Es ist wirklich ein bißchen viel für einen einzelnen Herrn, was der Mann durchmachen muß.

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Ein Blick ins Blättchen und Lu bestärkt mich wieder und macht mir Mut. Nie wieder das, nie wieder. Das ist ja alles ganz trostlos. Das kann nicht durchdringen.

Mot aus Couillonien128 –: „Es ist alles viel schlimmer, als man denkt, aber man sieht es nicht. Die Frauen sind elegant … “ Kunststück, wenn man seine Schulden nicht bezahlt! Ja, so ist das. Nur ehmt: knallt es zusammen, dann erfolgt eine so miese Rückkehr zu den übelsten und blödesten Methoden des veralteten Kapitalismus, daß man da nicht mitmachen kann. Man will sie nicht, man will sie nicht, man will sie nicht. Amen.

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Q-Tagebuch (Beilage zum Brief 19. und 20.12.1935 an Hedwig Müller)

Edel – Voll – Saft – Milch – Stromlinien –
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Trocken – Beeren – Auslese – Tagebuch
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ge4t 4 die un2felhafte Nuna
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Ich kann mich irren: mir ist so, wie wenn aus meinem Brief nach Oslo etwas kommen wird. (Aus Basel wird gar nichts kommen.) Sollte das Arbeiterblatt nicht anspringen, wende ich mich an die Studenten, die einen großen von hundert und mehr Namen unterzeichneten Aufruf für Oss erlassen haben. Es scheint doch da ganz anders auszusehen als hier. Die Frauen haben protestiert; einer schreibt über Hamsun «Feigling oder Narr», und es geht munter her; er hat mächtig auf den Kopf bekommen. Sein Aufsatz selbst ist nicht einmal hämisch – er ist so dumm, daß man gar nichts sagen kann. Nur einen Fußtritt. Melodie: O. habe ja fliehen können, er habe es selbst geschrieben. Aber das hat er 1932 geschrieben, als Antwort auf ein sagen wir ordnungsgemäß ergangenes Reichsgerichtsurteil – nicht jetzt, wo sie ihn widerrechtlich eingesperrt haben. Eine Frau berichtet in einem ausführlichen Artikel, wie es ihm geht. Mir fehlen natürlich manche Vokabeln, im großen ganzen sieht es so aus:

Der letzte Besuch, den er gehabt hat, soll im Juli 35 stattgefunden haben; die Besucherin (seine Frau) soll entsetzt gewesen über die Veränderung, die mit ihm vorgegangen ist. Ein alter Mann, der zittert. Viele Herzattacken, daraufhin Dispens von der Arbeit, dann Wiederaufnahme. Einer der Knechte: «Wenn ich Dich Schwein niederschießen könnte, würde ich meinen Urlaub draufgeben!» Die Tatsache, daß er für den Nobelpreis vorgeschlagen worden ist, soll einen «Übergriff niederer Instanzen» bisher verhindert haben – andererseits ist die Gefahr gewachsen, weil er ihn nicht bekommen hat. Kameraden sollen ihm in der aufopferndsten Weise geholfen haben, aber das ist für sie selbst gefährlich. Bei den mindesten Vergehen gibt es Prügelstrafe – 25 Hiebe, die der Gefangene zählen muß, die Schläge, die er nicht zählt, gelten nicht und werden nachgeholt. Es sind bis zu 60 Schlägen vorgekommen. Nach der Schilderung habe ich den deutlichen Eindruck, daß sie ihn eines natürlichen Todes sterben lassen wollen. Er scheint im letzten Jahr nicht geprügelt worden zu sein.

Bitte lach mich nicht aus, daß ich immerzu hin und her schwanke – die Sache ist sehr einfach: ich habe ein böses Gewissen. Die Frage «Deutschland» ist für mich gelöst – ich hasse das Land nicht, ich verachte es. Aber im Falle Oss bin ich ein Mal nicht gekommen, ich habe damals versagt, es war ein Gemisch aus Faulheit, Feigheit, Ekel, Verachtung – und ich hätte doch kommen sollen. Daß es gar nichts geholfen hätte, daß wir beide sicherlich verurteilt worden wären, daß ich vielleicht diesen Tieren in die Klauen gefallen wäre, das weiß ich alles – aber es bleibt eine Spur Schuldbewußtsein. Dazu kommt, daß der Mann natürlich für mich wie für alle seine Mitarbeiter mitleidet. Daher mein Schwanken.

Lassen mich die in Oslo heran, so gehe ich so scharf heran, wie noch nie – und ich lasse mich auch davon nicht abbringen. Etwa im Stile der Frau, die mir im Sommer geschrieben hat … also das nicht. Über den Nobelpreis werde ich nichts sagen und kaum etwas schreiben – darauf hat keiner einen Anspruch, und es erscheint mir als ein Denkfehler, die Kommission zu beschimpfen, die ihm den nicht gibt – natürlich aus Feigheit nicht gibt, was die Norweger auch ganz deutlich sagen. Aber diese Kritik gefällt mir nicht, wenn sie von mir kommt.

Daß ich ihm schade, glaube ich nicht. Alles Schweigen hat ja auch nichts geholfen. Natürlich schweige ich, wenn ich auf einen Widerstand in Norwegen stoße, mit Gewalt ist da nichts zu machen. Artikel in den Blättchen … davon verspreche ich mir gar nichts. Das mache ich unter keinen Umständen.

Im Grunde würde natürlich auch mein Appell wirkungslos sein – ich weiß das. Das, was die Kaffern «europäisches Weltgewissen» nennen, gibt es gar nicht. Aber, wie es in einem alten Stück heißt: «Man muß protestieren.» Wenn möglich, werde ich das tun.

Und ich habe den Eindruck, daß da ein ganz anderer Widerhall sein wird als hier, im Lande des Kartoffelmehls.

Woselbst – ohne die ungeheuerliche Ironie zu ahnen – ein nach der bürgerlichen Seite umgefallener Mann neulich bei dem hiesigen Ullstein geschrieben hat: «Der König, der am sichersten in Europa auf seinem Thron sitze, sei der hiesige. Vorausgesetzt, daß alles so bleibt, und daß die Monarchisten nicht zur Macht kommen. Aber solange er von Sozialdemokraten umgeben sei …» Dies aber durchaus nett gemeint. Genau so sind sie. Eine verächtliche Gesellschaft.

Und während der im Konzentrationslager leidet, muß man photographiert sehn, wie der große Sportredakteur Stockholms wohnt … wie ein Fürst. Er wird zu den Olympischen Spielen fahren, und es wird ein großer Erfolg sein.

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Brüning hat um die Erlaubnis gebeten, nach Deutschland zurückzukehren. Ein Jude, auch er. Wenn Du damals erlebt hättest, wie dieser Kerl, der den Fascismus vorbereitet hat, das Maul aufgerissen hat, wie er Hitlern bekämpft hat … und nun kommt er gekrochen. Natürlich haben die Deutschen verlauten lassen, sie hätten ihm nie den Aufenthalt in Deutschland verboten. Wie sagt Halperin? «Und was ist jetzt –?» Aber sage das den Herren Brüning, Wolff pp. – sie werden es gar nicht verstehen.

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Aus den Erinnerungen des alten berliner Zeichners Zille:

In der Malplaquet-Straße war ein Pferd gefallen. Schutzmann, Auflauf. Nun konnte aber der Schutzmann das Wort «Malplaquet» nicht schreiben. Daraufhin schleiften sie das Tier in die See-Straße, und da wurde denn das Protokoll aufgenommen.

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Die Argumentation von Frauen ist überall die gleiche. Bei Fontane, der das wohl bei seiner Frau gelernt hat, stehen solche Sachen. Die Zimmervermieterin, die mit ihrer Tochter ins Theater zu ‹Kabale und Liebe› geht, sagt, als der alte Kammerdiener auftritt: «Sieh doch mal auf dem Zettel nach, wie der heißt – er zittert ja so furchtbar», eine logische Verbindung, die nur eine Frau fertig bringt. Und ganz herrlich bei Siménon, wie der Held seiner kleinen Negerin (die mich übrigens merkwürdig an die Gräfin erinnert, in ihrer Vogelhaftigkeit – o wie o) – also er macht ihr Vorwürfe, sie habe mit einem Neger etwas gemacht. «Mais ça ne fait rien», sagt sie, «je ne le connaissais même pas.»

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Aus dem einzigen pornographischen französischen Buch, das ich besitze: «Elle ne savait si le savoir-vivre de cet acte réclamait qu’elle avalât tout. Une femme de bonne éducation ne crache pas.»

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Daß ich mein Leben zerhauen habe, weiß ich. Daß ich nicht allein daran schuld bin, weiß ich aber auch. Mein Gott, wäre ich in Frankreich geboren …! Ich brauche mich nur ans Klavier zu setzen und an den Heggitschwyler zu denken, dessen Namen ich nie richtig schreiben werde, und mir fallen die Chansonskizzen haufenweise ein. Ich will nicht sagen, daß das alles so herrlich witzig und schön auf Anhieb ist – ich arbeite natürlich nichts aus, denn wozu? Dazu müßte ich die Stadtchronik kennen, mit dem Kollegium, das diese Sachen da baut, zusammen saufen, lachen und leben – dann flutschte es nur so. Wie also zum Beispiel der Emil unter einem triefenden Regenschirm steht, alles an ihm trieft, und hinter der Bühne arbeitet eine Regenmaschine, (Erbsen auf Blech, das kostet gar nichts), und er singt ein Lied, dessen einzelne Strophen alle anfangen:

Wenn es in Zürich regnet – –

ein langsamer Walzer in Moll. Und dann zählt er lauter Sachen auf, die man bei euch vermißt, und dann heißt es immer: z.B. (Daß die – wo die Fronten verwalten – auch ihre Versprechungen halten –)

Das ist mir noch nie begegnet –
Wenn es in Zürich regnet – –

Texte im Dreivierteltakt kann man übrigens nicht aufschreiben, dazu gibt sich die deutsche Sprache nur sehr schwer her. Ich kenne Noël-Noël (den Du nicht versäumen solltest, wenn er mal im Film auftritt, wo er eine Figur namens Ademai erfunden hat) – ich weiß, wie man das macht. Französisch könnte ich das natürlich nie – dazu muß man mit einer Sprache aufgewachsen sein. Aber ich weiß, daß dieses Talent in mir beinah tot schlummert – wenn man Bellmann, den Schweden, und die französischen Chansonniers nicht ermuntert hätte, dadurch, daß man ihnen zuhört, wären sie auch nichts geworden. Mich haben sie falsch geboren.

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‹Menschen in Weiß› sollte man ganz anders auffassen. Heute, wo sich jeder einen weißen Schutzrock anzieht, wenn er seine Sache macht, bekommt dieser Rock eine gradezu symbolische Bedeutung. Nämlich die: der Verantwortungslosigkeit nach außen. Es ist viel leichter, in der Schweiz das Kaisertum einzuführen, als vom Publikum her den Fahrplan der städtischen Straßenbahn zu ändern. Wer Humor hat, prüft sich selbst –: wir sind alle so. («Da könnte ja jeder kommen – irgend jemand von außen!») Diese Selbst-Aufgabe des Individuums, wenn es in der Gruppe aufgeht, ist eine Sache, die jedesmal, im Einzelfall, fast mystisch vernebelt wird – aber wäre dieses soziologische Gesetz, denn es ist eines, ins Bewußtsein der Massen gehoben, wäre manches getan. Die Vergottung der Institution und ihrer Spielregeln ist etwas unsagbar widerwärtiges. «Aber sonst könnte keine Ordnung sein!» – Ohne Regeln: nein. Ohne Vergottung: ja. Wieviel Fehler werden damit verborgen.

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Daß Du mich nicht für einen Troppel hältst: ich schreibe dieses alles so kunterbunter für Dich auf, dies ist ja keine Literatur. Ich gebe mich also bezüglich Oslos keinen Illusionen hin – wenn ich dahinkäme, wird es so aussehen wie überall auch. Kaffern – die dicken Koofmichs – idealistische Studenten, die leider, leider, ihren Idealismus nach dem russischen Winde hängen – ich weiß das alles. Irgend eine Hoffnung für die Zukunft ist das nicht. Aber immerhin – – –

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Daß Bern einmal ein Exempel an einem Boche statuiert hat, freut mein Herz. Dieser Bundesstenograph, der erst dem Nationalsozialismus abgeschworen hat, um seine Pension nicht zu verlieren, ist so recht ein schönes Beispiel für die couillons. Entweder und oder. Behandelte man sie aber alle so, hätte man diese Sache von Anfang an so behandelt –: wir ständen heute anders da.

Über die klägliche Haltung Brünings gibt es übrigens eine Prophezeiung Ossens aus dem Jahre 1932, die etwas Staunenswertes hat. Diese Satire, die damals wild ausgreifend erschien, wirkt heute fast zahm – sie ist zu optimistisch. Aber er hat gesagt, Brüning bitte dann um Eintritt in die Reichswehr, unter Schleicher als Feldwebel. Im Geistigen ist das ganz richtig. Und schließt, im Hinblick auf die liberalen Republikaner, Ullsteine und andern:

«Wir haben keine Wähler mehr und keine Leser, man hat uns windelweich geprügelt, man hat uns das Rückgrat gebrochen, aber nicht unsere unbeugsame Entschlossenheit, uns so lächerlich wie möglich zu machen.»

Heiliger Hilferding! Bitte für uns.

P.S. Daß der Mann im Februar nicht gegangen ist, halte ich jetzt für eine klare Haftpsychose.

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Pladderadatsch. Die Osloer haben gesagt, wenn es etwas früher gekommen wäre, dann hätten sie sich sehr gefreut. Das glaube ich deshalb, weil sie der Sache sehr viel Raum gewidmet haben – man kann da nichts sagen. Schade. Ich berichte dann weiter; ich muß mal sehn, ob ich man nicht doch etwas drehn kann.

Augen in der Großstadt

Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof
stehst mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen,
ein kurzer Blick, die Braue,
Pupillen, die Lider –
Was war das? vielleicht dein Lebensglück …
vorbei, verweht, nie wieder.
Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang,
die dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hasts gefunden,
nur für Sekunden …
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider;
Was war das? kein Mensch dreht die Zeit zurück …
Vorbei, verweht, nie wieder.
Du mußt auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Es sieht hinüber
und zieht vorüber …
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider.
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.

Autorenangabe: Theobald Tiger

Ersterscheinung:Arbeiter Illustrierte Zeitung, 1930, Nr. 11, S. 217

Wieder in: Lerne Lachen ohne zu weinen. Rowohlt Verlag, Berlin 1931.

Editionen: Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Hrsg. von Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp, Gerhard Kraiker. 22 Bände, Rowohlt Verlag, Reinbek 1996ff., 1930, S. 146 ff.

Ders.: Gesammelte Werke in 10 Bänden. Hrsg. von Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1975. Band 8, S. 70 ff.

Was wäre, wenn …

Schlagzeile der B.Z. Kommt die Prügelstrafe –?
Wie wir erfahren, ist soeben im Reichsjustizministerium ein Referentenentwurf fertiggestellt worden, der sich mit der Einführung der Prügelstrafe befaßt.
Alle Morgenblätter. Die von einer hiesigen Mittagszeitung verbreitete Meldung von der Wiedereinführung der Prügelstrafe ist falsch. Im Reichsjustizministerium haben allerdings Erwägungen geschwebt über eine gewisse, natürlich partielle und nur für ganz bestimmte wenige Rückfallsdelikte zu verhängende körperliche Züchtigung; doch haben sich diese Erwägungen zu einem Referentenentwurf, wie das betreffende Mittagsblatt es behauptet, noch nicht verdichtet.
14 Tage Pause
Die Nachtausgaben. Die Prügelstrafe ist da! – Der hauende Minister! – Schlagen Sie Ihre Kinder, Herr Minister? – Endlich eine kräftige Maßnahme! – Immer feste druff! – Pfui! – Die Rohrstockregierung! – Rückkehr zur Ordnung! –
Sozialdemokratischer Leitartikel. … sich tatsächlich bewahrheitet. Wir finden keine parlamentarischen Ausdrücke, um unsrer flammenden Entrüstung über diese neue Schandtat der Reaktion Ausdruck zu geben. Nicht genug damit, daß dieses Ministerium das Volk mit Steuern überlastet – nein, der deutsche Arbeiter soll nun auch noch, wie es unter dem Regime des Zaren üblich war, mit der Knute abgestraft werden. Die Reichstagsfraktion hat bereits schon jetzt zu verstehen gegeben, daß sie gegen diesen neuen Plan schärfsten Protest …
Demokratischer Leitartikel. Das Justizministerium scheint nun dem christlichen Grundsatz zu huldigen, daß der, dessen linke Backe geschlagen wird, auch die rechte hinzuhalten die patriotische Pflicht habe. Als im Jahre 1890 Tardieu in Paris …
Zentrums-Leitartikel. … Jes. Sir. 12, 18. Diese bisher angeführten Bibelstellen scheinen allerdings dafür zu sprechen, und so wird man dem Plan des Ministeriums christliche Gesinnung nicht ganz absprechen können … umso mehr, als es den kirchlichen Interessen nicht in allen Punkten zuwiderlaufend ist.
Kreuz-Zeitung. … immerhin nicht vergessen, daß auf dem Lande schon lange nach guter altpreußischer Art, bei besondern Roheitsdelikten und offener Widersetzlichkeit der Stock manches Gute getan hat. Wir vermögen nicht einzusehen, warum grade diese Strafe nun so besonders entehrend sein soll. Es ist selbstverständlich, daß ihre Anwendung auf solche Kreise beschränkt bleiben muß, die die Prügelstrafe gewissermaßen von Haus aus gewöhnt sind. Für eine Reinigung unsrer politisch verhetzten Atmosphäre …
Münchner Neueste Nachrichten. … wir sagen müssen: der erste vernünftige Gedanke, der aus Berlin kommt.
5 Monate Pause
Volksversammlung. «Eine Schmach und eine Schande! Ich könnte es keinem der Geschlagenen verdenken, wenn sie nachher hingingen und ihren Quälern ihrerseits in die Fresse …» (Ungeheure Aufregung im Saal. Die Leute stehen auf, schreien, werfen die Hüte in die Luft und winken mit Taschentüchern. Es werden 34 Portemonnaies geklaut. Redner steht in einer Pfütze von Schweiß.)
Demokratischer Leitartikel. … natürlich absolute Gegner der Prügelstrafe sind und bleiben. Es ist allerdings bei der gegenwärtigen Konstellation zu erwägen, ob diese für die große Politik doch immerhin nebensächliche Frage für die Deutsche Demokratische Partei ein Anlaß sein kann, die unbedingte Unterstützung, die sie der gegenwärtigen Regierungskoalition zugesagt hat, abzublasen – besonders wenn man bedenkt, daß ihr durch die Zusicherung der Straflosigkeit des Tragens von republikanischen Abzeichen doch ein ganz gewaltiges Vorstoßen des republikanischen Gedankens gelungen ist. Andrerseits …
Protestversammlung der Kommunisten. (Verboten.)
Tagung des Reichsverbandes der mittleren Unterrichtsbeamten für die obere Lehrlaufbahn der Vollgymnasien. «… ou paideuetei. Schon die alten Griechen, meine Herren …»
Reichsrats-Communiqué. … beruhigende Versicherung abgeben kann, daß vorläufig noch keineswegs die Kautelen feststehen, die seinem Mißbrauch Riegel vorzuschieben geeignet sind. Ohne solche Kautelen wird für den Reichsrat der Gesetzentwurf, so wie er heute dasteht, unannehmbar sein. Eine Aktion Preußens kommt nur dann in Betracht, wenn Bayern sich verpflichtet, von seinem Einspruch bei der Hafenfrage, die augenblicklich zwischen Thüringen und Bayern schwebt, seinerseits nicht Hamburg …
Telephonzelle im Reichstag. «… Halloo! Hallo, Saarbrücken? Allô, Allô – Je cause, mais oui, Mademoiselle – aber bitte! Ne coupez-pas! Ja, deutsch! Sind Sie da? Also: … Zusatzantrag der Frau Gertrud Bäumer beraten, haben Sie? dem zufolge das Gesäß der Geprügelten vorher mit einem Lederschurz verhüllt – – hallo! Saarbrücken …!»
Telegramme an den Reichspräsidenten. … flammenden Protest! Nordwestdeutsche Arbeitsgemeinschaft höherer Volksschullehrer. Reichsverband freidenkerischer Rohkostler … In zwölfter Stunde inständigst bitten … Ansehen Deutschlands im Auslande. Verein der linksgerichteten ziemlich entschiedenen Republikaner … aber auch die nationalen Belange der deutschen Wirtschaft nicht vergessen! Verband der Rohrstockfabrikanten.
Stahlhelm-Anzeigen. Zur Durchsetzung der Prügelstrafe stehen die Gruppen morgen um vier Uhr mit umgeschnalltem Brotbeutel, Stock, Totschläger und Kleinkalibergewehr am Bahnhof. Keine Waffen mitbringen! … Stiefel in denselben …
Reichstagsbericht. Gestern wurde unter atemloser Spannung der Tribünen die 1. Lesung des neuen «Gesetzes zur Einführung der körperlichen Zwangserzüchtigung», wie sein amtlicher Titel lautet, durchberaten. Das Haus war bei der vorhergehenden Beratung der Schleusen-Gebühr-Reform für den Bezirk Havelland-Ost sehr gut gefüllt, weil diese Vorlage von allen Parteien als ein Angelpunkt bei der drohenden Belastung der jetzigen Koalition angesehen wird; ihre Annahme wurde rechts mit Händeklatschen, links mit Zischen begrüßt. Bei der Lesung des Erzüchtigungsgesetzes leerte sich das Haus langsam aber zusehends. Als erster sprach der Senior der deutschen Kriminalistik, Professor Dr. D. Dr. Dr. hon. Kahl. Er führte aus, daß die Wiedereinführung der Prügelstrafe ihn mit schwerer Besorgnis erfüllt, er aber andrerseits eine gewisse Befriedigung nicht zu unterdrücken vermocht habe. Sein alter Kollege Cramer habe ihm schon im Jahre 1603 gesagt …
Der sozialdemokratische Abgeordnete Breitscheid verkündigte nach einer ausführlichen Ehrung des Abgeordneten Kahl in außerordentlich glänzender und ironischer Rede das klare Nein seiner Partei. (Siehe jedoch weiter unten: «Letzte Nachrichten».) Unter dem Beifall der Linken bewies Abgeordneter Breitscheid …
Es sprach dann, nach entsprechenden Ausführungen des Kommunisten Rothahn, für die Demokraten der Abgeordnete Fischbeck. Seine Partei, so führte er aus, stehe dem Gesetz sympathisch gegenüber. Allerdings hätten wir ja alle schon einmal als Kinder die Hosen stramm gezogen bekommen. (Stürmische, minutenlang anhaltende Heiterkeit.)
Zweite Lesung auf zwei Wochen vertagt …
Inserat.
von weitern Meldungen abzusehen, da die in Aussicht genommenen Stellen für Zuchtbeamte bereits heute achtundneunzigmal überzeichnet sind.

I.A. …
Sozialdemokratische Parteikorrespondenz. … Wasser auf die Mühle der Kommunisten. Der klassenbewußte Arbeiter ist eben so diszipliniert, daß er weiß, wann es Opfer zu bringen gilt. Hier ist eine solche Gelegenheit! Schweren Herzens hat sich der Parteivorstand dem Gebot der Stunde gebeugt. Es ist eben leichter, vom Schreibtisch her gute Ratschläge zu erteilen, als selbst, in hartem realpolitischen Kampf, die Verantwortung …
Interview mit dem Reichskanzler. … Dem Vertreter der ‹World› fast feierlich zugesagt, daß natürlich die Ausführungsbestimmungen der Humanität voll Genüge tun werden. Es wird, wie regierungsseitlicherseits bestimmt zugesagt werden kann, dafür gesorgt werden …
8 Monate Pause
Kleine Nachrichten. Gestern ist im Reichstag das Gesetz für die Einführung der körperlichen Erzüchtigung mit den Stimmen der drei Rechtsparteien gegen die Stimmen der Kommunisten angenommen worden. Sozialdemokraten und Demokraten enthielten sich der Abstimmung.
Demokratischer Nachrichtendienst. … Erwartungen, die sich an den Erlaß der Ausführungsbestimmungen knüpften, leider nicht erfüllt. Es ist zu hoffen, daß die den Ländern gegebene Ermächtigung noch zu humanitären Verbesserungen … unbeugsame Forderung, als Reichserzüchtigungs-Kommissar wenigstens einen Demokraten zu ernennen.
W.T.B. Gestern ist in Celle die erste Prügelstrafe vollstreckt worden. Es handelte sich um einen Arbeiter, Ernst A., der der versuchten Tierquälerei an jungen Maikäfern bezichtigt war. Dem Verurteilten wurden 35 Hiebe verabfolgt. Das Züchtigungspersonal arbeitete einwandfrei; Oberpräsident Noske wohnte der Prozedur persönlich bei. A. ist Mitglied der KPD.
Pressekonferenz. … Zahl der Schläge war ursprünglich auf 80 angesetzt. Dem Verurteilten sind indessen auf Grund der Amnestie, die zum 90. Geburtstag des Reichspräsidenten ergangen ist, zwei Hiebe geschenkt worden. Der Verurteilte weinte nach der Exekution vor Rührung.
Pommerscher Frauenbrief. «… dir nicht denken, wie wir gelacht haben! Es war zu reizend! Das Wetter war herrlich, und wir fuhren im Wagen vier Stunden nach Messenthien, wo wir alle kräftig zu Mittag aßen. Otto war auch da – er ist jetzt Oberzuchtmeister geworden und sieht in seiner neuen Uniform famos aus. Ich bin direkt stolz auf ihn, und der Dienst bekommt ihm auch sehr gut. Wir haben gleich eine Photographie von ihm gemacht, die ich dir beiliegend …»
Hugenberg-Korrespondenz. … auch nach diesem bedauerlichen Unglücksfall, als der der Tod des jungen Klotzsche angesehen werden muß, kein Grund zur Beunruhigung. Sogar der sozialdemokratische Abgeordnete Hilferding hat ja bekanntlich auf dem letzten Parteitag erklärt, daß ihm die Abschaffung der bewährten Prügelstrafe als wertlose Träumerei radikaler Pazifisten erschiene. Auf dieses Zeugnis gestützt, dürfen wir getrost …
Ärztliche Mitteilungen. … gradezu auffallende Steigerung der unter das Erzüchtigungsgesetz fallenden, meist politischen Delikte, wie Sinsheimer mitteilt, eine eigenartige Aufklärung gefunden. Ein Teil dieser Verurteilten wälzte sich nach Empfangnahme der Prügel verzückt am Boden, schrie: «Weiter! mehr! noch!» und konnte nur mit Mühe daran gehindert werden, Stock, Peitschen und Züchtigungsbeamte zu umarmen. Es handelt sich um notorische Masochisten, die auf diese Weise billig ihrer libido gefröhnt haben und denen nun wahrscheinlich der Prozeß wegen rechtswidriger Aneignung von Vermögensvorteilen gemacht werden wird.
*
8. März 1956. «… auf die arbeitsreiche Zeit von 25 Jahren zurückblicken. Wenn das Reichserzüchtigungsamt bis heute nur Erfolge gehabt hat, so dankt es das in erster Linie seinem treuen Stab der im Dienst erhauten Beamten, der vollen Unterstützung aller Reichsbehörden sowie dem Reichsverband der Reichserzüchtigungsbeamten. Die bewährte Strafe ist heute nicht mehr wegzudenken. Sie ist eine politische Realität; ihre Einführung beruhte auf dem freien Willen des ganzen deutschen Volkes, dessen Vollstrecker wir sind. Das Gegebene, meine Herren, ist immer vernünftig, und niederreißen ist leichter als aufbauen. … In hoc signo vinces! So daß wir also heute voller Stolz ausrufen können:
Das deutsche Volk und seine Prügelstrafe – sie sind untrennbar und ohne einander nicht zu denken!
Das walte Gott!

Autorenangabe: Ignaz Wrobel

Ersterscheinung: Die Weltbühne, 20. September 1927, Nr. 38, S. 445–449

Wieder in: Das Lächeln der Mona Lisa. Berlin 1929, S. 20–26

Editionen: Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Hrsg. von Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp, Gerhard Kraiker. 22 Bände, Rowohlt Verlag, Reinbek 1996ff., Band 9, Texte 1927

Ders.: Gesammelte Werke in 10 Bänden. Hrsg. von Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1975. Band 5, S. 317 ff.

Anmerkung: Tucholsky hat den Text für den Sammelband Das Lächeln der Mona Lisa stark überarbeitet. Einige Passagen wurden entfernt, andere ergänzt. So unter anderem der Satz: Überschrift eines demokratischen Leitartikels. »Jein -!«

Dieses Bild

im Jahre 1982 betrachtet, wird recht merkwürdig anzusehen sein. Es stellt eine Modekönigin dar – ein Geschöpf, das die meisten von uns gar nicht als besonders schön oder hübsch empfinden … es ist das eine Reklamesache der Modehäuser … Soweit gut.
Aber so, wie wir uns heute mit einer Art böser Rührung verblichene Photos aus den Jahren 1911 und 1913, der kleinen Zeit vor dem großen Kriege, ansehen –: so sehen sich einmal unsere Enkel dieses Bild hier an und sprechen, nachdem sie sich über «die unmöglichen Moden» beruhigt haben:
«Ja, das war vor den Gaskriegen … Sieh doch diese leeren Gesichter, die von nichts wissen … Hattet Ihr sonst keine Sorgen? … Habt Ihr nicht gefälligst verhindern können, daß man uns vergiftet? … Ahntet Ihr denn nichts von der ungeheurn Gefahr, die über Europa hing? … Gab es denn irgend etwas andres zu tun als zusammenzulaufen und dafür zu sorgen, daß keine Gasgranaten zusammengesetzt werden konnten? daß der Staatenwahnsinn nicht hohe Wellen schlug? daß den Gewaltkerlen in allen Ländern klargemacht wurde, daß noch andre Mächte da waren, stärker als sie und die profithungrigen Großindustriellen, die in ihren Häusern voll feiner Kultur van Goghs sammelten? … Wußtet Ihr das nicht –? Tatet Ihr nichts für uns, nichts –? Saht Ihr es nicht?»
Doch, wir sahen es. Wir haben auch gegen das Gas gearbeitet, in unserer Art. Aber das kann man nicht photographieren. Und vergiß nicht, Mann von 1982:
Die Welt ist kein Zweckorganismus und der Vernunft nicht untertan. Die Welt will spielen. Immer ist ihr die Modekönigin näher gewesen als das Schicksal der nächsten Generation, die allein sehen mußte, wo sie blieb, – und die es dann gerade so gemacht hat. Glaubst du, diese feinen Herren im Smoking wüßten von ihrem wahren Schicksal? Sie sind ganz gefangen vom Alltag, um wieviel mehr vom Sonntag – sie wissen nichts. Und die es wissen, sind grau und unscheinbar und nicht recht repräsentabel für eine Photographie. Vergiß nie, Nachkomme: auch während der französischen Revolution haben sich die Frauen um Milch gestritten und um Kleiderfragen und um ihren Geliebten – niemals beherrscht eine Idee die ganze Welt.
Sei denen dankbar, die für dich vorgesorgt haben. Viele sinds nicht. Sorg du für dich. Wir hatten so viel zu tun: wir mußten leben.

Autorenangabe: Kurt Tucholsky

Ersterscheinung: Deutschland, Deutschland über alles. Berlin 1929, S. 182 f.

Editionen: Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Hrsg. von Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp, Gerhard Kraiker. 22 Bände, Rowohlt Verlag, Reinbek 1996ff., Band 12, S. 182 f.

Die geschundenen Pazifisten

von Hellmut v. Gerlach

(Aus der Reihe: Erinnerungen an die Große Zeit, XVII)

Eine meiner wenigen erhebenden Stunden während des Krieges war, als Heinrich Ströbel, den ich persönlich noch nicht kannte, zu mir kam und etwa Folgendes sagte:

»Ich habe vor dem Kriege meine Parteigenossen immer davor gewarnt, sich einer pazifistischen Organisation anzuschließen, da die Arbeiterinternationale genüge, um den Kampf gegen den Militarismus zu führen. Ich stehe jetzt auf einem andern Standpunkt. Im Kriege haben die bürgerlichen Pazifisten die Probe bestanden, viele meiner Parteigenossen nicht. Ich sehe ein, daß besondere pazifistische Organisationen nötig sind. Wenn Sie meine Mitarbeit haben wollen, steht sie Ihnen zur Verfügung.«

Jawohl, die »bürgerlichen« Pazifisten — die sich übrigens zum Teil gar nicht sehr bürgerlich fühlten — hatten sich bewährt. Nur wenige sind abtrünnig geworden. Alle andern hielten mit ihrer Gesinnung durch, wenn sie sie auch unter der Militärdiktatur nur in bescheidenem Maß betätigen konnten.

Dies bescheidene Maß genügte jedoch vollständig, um sie den allmächtigen Militärs als den »innern Feind« erscheinen zu lassen, der mit allen Mitteln zu bekämpfen sei.

Die einzige unbedingt pazifistische Organisation, die vor dem Kriege in Deutschland bestand, war die Deutsche Friedensgesellschaft mit damals etwa 8000 Mitgliedern.

Sie hatte ein Organ: den Völkerfrieden, den der sehr national gesinnte Pfarrer Umfried leitete. Der Völkerfriede wurde sofort unter Vorzensur gestellt. Peinlichst paßte er sich den Weisungen des Zensors an. Nicht Ein Verstoß ist ihm unterlaufen. Trotzdem: am 17. November 1915 wurde er dauernd verboten. Die ganze Richtung paßte den Herren Generalen eben nicht.

Die Friedensgesellschaft, die damals ihren Sitz in Stuttgart hatte, besaß dort eine Buchhandlung. Diese reichte ein Verzeichnis der von ihr vertriebenen Literatur ein. Nachdem das Generalkommando die Auswahl der zulässigen Schriften getroffen hatte, wurden nur noch diese vertrieben. Trotzdem wurde die Buchhandlung im April 1916 auf behördlichen Befehl geschlossen. Warum? Darum! Nicht einmal die Satzungen der Friedensgesellschaft durften mehr verbreitet werden.

Geschlossene Mitgliederversammlungen waren der Friedensgesellschaft zunächst noch erlaubt. Sie konnte sogar im Herbst 1915 ihre Generalversammlung in Leipzig abhalten, allerdings unter der Bedingung, daß kein Bericht darüber in die Presse käme. Die reaktionäre Presse griff sie ob der in Leipzig unter Ausschluß der Öffentlichkeit gefaßten Beschlüsse wüst an als »Tröster unsrer Feinde« und behauptete, daß ihre Beschlüsse »an Landesverrat grenzten und geeignet seien, den Krieg unnötig zu verlängern«. Nicht einmal zur Abwehr dieser ebenso infamen wie sinnlosen Angriffe durfte auch nur der Wortlaut der Beschlüsse bekannt gegeben werden.

Bald wurden sogar die geschlossenen Mitgliederversammlungen verboten. Als daraufhin einige Dutzend Berliner Pazifisten sich zwanglos — ohne Tagesordnung, ohne Vorsitz, ohne Geschäftsordnung — einmal wöchentlich im Café Austria trafen, wurden sie bespitzelt. Im Einverständnis mit dem Wirt plazierte die Polizei in den dunkeln Hohlraum zwischen einer Doppeltür ein paar Ehrenmänner, die dort angeblich stenographisch die Gespräche aufnahmen. Das kam zufällig bei einem Disziplinarverfahren gegen einen Oberlehrer heraus, dem man vorhielt, er habe sich im Café Austria gegen den rücksichtslosen U-Boot-Krieg ausgesprochen. Am 5. April 1917 drang übrigens die Polizei ganz offiziell in das Café ein und machte den »verbotenen Versammlungen« ein für alle Mal ein Ende. Das Gesuch eines der Teilnehmer, des Rechtsanwalts Victor Fränkl, diese zwanglosen Zusammenkünfte zu genehmigen, wurde abschlägig beschieden. Der Oberpräsident schrieb, daß »die Abhaltung von Zusammenkünften von Freunden pazifistischer Bestrebungen in jetziger Zeit zur Schädigung des Staatswohls führe und somit eine Gefahr für die öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit darstelle«.

Als dem Sekretär der Deutschen Friedensgesellschaft, Herrn Röttcher, sogar die Versendung von Sitzungsprotokollen des Vorstandes verboten wurde, da war es selbst mit dem letzten Rest internster politischer Tätigkeit aus.

Die Friedensgesellschaft, die selbst unter diesem eisernen Druck nicht ganz in Schlaf versinken wollte, wandte sich charitativer Tätigkeit zu. Auf Grund einer Ermächtigung des Preußischen Kriegsministeriums widmete sie sich dem Briefverkehr, der der Gefangenenfürsorge und der Nachforschung nach Zivilinternierten diente. Sie leistete damit zahllosen Familien unendlich wertvolle Dienste, zumal es zunächst keine andre Organisation für diesen Zweck gab.

Aber auch die charitative Tätigkeit wurde ihr am 30. Mai 1916 untersagt. Dem Generalkommando genügte nicht, die Friedensgesellschaft politisch getötet zu haben. Sie mußte ganz und gar verröcheln. Wenn sie sich auch nur charitativ betätigte: das hätte sie doch manchem Menschen als nützlich erscheinen lassen. Und das durfte nicht sein.

Im Herbst 1914 wurde der Bund Neues Vaterland gegründet. Er war nicht nur als pazifistische Organisation gedacht, sondern verfolgte, wie sein Name besagt, auch innenpolitische Zwecke: Erneuerung Deutschlands auf demokratischer Grundlage. Nicht als Massenorganisation war er gewollt, sondern als wahre Arbeitsgemeinschaft aktiver Persönlichkeiten. Schon der hohe Jahresbeitrag von 50 Mark schloß den Gedanken an Propaganda in den breiten Massen aus.

Neue Männer, die bis dahin als Pazifisten nicht sichtbar geworden waren, traten an die Spitze: Deutschlands bekanntester Pferdesportsmann Kurt v. Tepper-Laski als Vorsitzender und Graf Arco von den Telefunken als sein Stellvertreter. Beide hatten sich bis dahin besonders als Monisten betätigt. Aber die Kriegserfahrung drängte sie zum Bekenntnis ihres Pazifismus. Ihnen schlossen sich eine ganze Anzahl freigesinnter Aristokraten, namentlich ehemalige Diplomaten, bedeutende Gelehrte und sonst hervorragende Persönlichkeiten an. Otto Lehmann-Rußbüldt war, ehe er ins Feld mußte, die treibende Kraft als Organisator.

Der Bund Neues Vaterland wurde zunächst glimpflicher angefaßt als die Friedensgesellschaft. Im kaiserlichen Deutschland hatte man instinktiven Respekt vor einem authentischen Grafen und einem adligen Herrenreiter, mit dem der Kronprinz vertrauensvolle Briefe über Rennpferde auszutauschen pflegte.

Aber der Wind schlug gänzlich um, als im Frühjahr 1915 Herr v. Tepper-Laski im Einverständnis mit dem Auswärtigen Amt im Haag war und dort in Gemeinschaft mit Professor Walther Schücking die Möglichkeit von Friedensverhandlungen mit England feststellte. Das enthüllte ihn als einen ganz gemeingefährlichen Menschen.

Und nun begann der Leidensweg des Bundes Neues Vaterland.

Erst wurde ihm verboten, an Nichtmitglieder Mitteilungen zu versenden. Als Übertretung dieses Verbotes wurde schon schwer gerügt, daß er den bisherigen Empfängern seiner Mitteilungen mitteilte, er könne ihnen in Zukunft nichts mehr mitteilen.

Dann wurde ihm verboten, seinen eignen Mitgliedern Mitteilungen zukommen zu lassen. Und es wurde diesem Verbot das Verbot hinzugefügt, den Mitgliedern von dem Verbot Kenntnis zu geben. Sie sollten an seinen Selbstmord glauben.

Es folgte eine Haussuchung und die Beschlagnahme aller Drucksachen. Es folgte die Verhaftung der Sekretärin Lilli Jannasch. Aber da dem Oberkommando der Bund trotz alledem und alledem immer noch als eine gefährliche Größe erschien, wurde am 7. Februar 1916 kurzerhand verfügt, daß »dem Bunde für die Dauer des Krieges jede weitere Betätigung im Sinne seiner Bestrebungen … verboten sei«.

Sehr bezeichnend für die Noblesse, mit der die Militärbehörde in solchen Dingen vorzugehen pflegte, ist die Unterredung, die der berüchtigte Polizeimajor Henninger, die rechte Hand des Generals v. Kessel, am 14. Oktober 1915 mit Graf Arco und Lilli Jannasch hatte. Zu Graf Arco sagte Herr Henninger: »Ich verstehe, wenn Ballin für den Frieden ist. Seine Linie ist durch den Krieg lahmgelegt. Aber Ihre Gesellschaft hat doch Kriegslieferungen!« Und zu Fräulein Jannasch: »Lösen Sie sich doch auf! Denken Sie, wenn Sie als Landesverräterin verhaftet würden, Sie könnten sich ja in Ihrem Hause nicht mehr sehen lassen.« (Ihr Vater war ein berühmter Professor an der Berliner Universität.) »Nach der Anti-Annexions-Broschüre wollten wir Ihren Bund schon auflösen. Nur dem Reichskanzler verdanken Sie, daß es nicht geschehen ist.«

Die Verhaftung von Lilli Jannasch ist am 31. März 1916 erfolgt. Volle 14 Wochen ist sie in Haft behalten worden, ohne daß jemals ein Grund ihr mitgeteilt, jemals ein Verhör mit ihr veranstaltet worden wäre. Als sie, gleichfalls ohne Angabe von Gründen, freigelassen wurde, mußte sie einen Revers unterschreiben, daß sie für die Dauer des Krieges sich weder für den Pazifismus noch für das Frauenstimmrecht betätigen und von diesem Verbot keinem Dritten Mitteilung machen werde.

Auch ihre Nachfolgerin im Sekretariat des Bundes, Elsbeth Brück, wurde ohne Angabe von Gründen verhaftet, aus Berlin transportiert und so schnöde auf dem Transport behandelt, daß sie fast gebrochen aus der Haft zurückkehrte.

Nachdem die Deutsche Friedensgesellschaft und der Bund Neues Vaterland abgewürgt waren, gründeten wir am 30. Juli 1916 die Zentralstelle Völkerrecht. Wir wählten den etwas akademisch anmutenden Namen, um nicht von vorn herein die Militärs kopfscheu zu machen.

Vergebens!

Gleich die Veröffentlichung unsres Gründungsaufrufs wurde verboten. Überhaupt betätigte das Oberkommando in den Marken uns gegenüber eine Taktik, die nur als fortgesetzter Abtreibungsversuch bezeichnet werden kann.

In der für Berlin geplanten Gründungsversammlung sollte Ludwig Quidde das Referat halten. Er wurde schleunigst in seiner Eigenschaft als bayrischer Staatsangehöriger aus Berlin und der ganzen Provinz Brandenburg ausgewiesen. Sein zur Verlesung eingesandtes Referat wurde verboten, und zwar mit dem hübschen Zusatz, »daß es auch mit Änderungen nicht genehmigt werden würde«. Verboten wurde außerdem jede Diskussion für die Versammlung, die augenscheinlich vom Oberkommando als eine Art Trappistenkonvent gedacht war. Wiederum verlangte von uns dasselbe Oberkommando, daß wir uns als Verein konstituierten, Satzungen annähmen, einen Vorstand wählten. Wie das ohne ein gewisses Minimum von Diskussion möglich sein sollte, war das Geheimnis des Oberkommandos. Wir baten um seine Lüpfung und erhielten darauf die einzige Antwort, die es geben konnte: keine.

Unter diesen Umständen verzichteten wir auf Berlin und flüchteten nach Frankfurt am Main. Das Oberkommando dort war das einzige, bei dem man wenigstens auf lucida intervalla rechnen konnte. Es genehmigte die Gründungsversammlung als geschlossene Versammlung für Eingeladene, unter polizeilicher und militärischer Überwachung, mit der Bedingung, daß ein Versammlungsbericht nur von der Versammlungsleitung angefertigt und zur Zensur eingereicht werde.

Die Versammlung fand am 3. Dezember 1916 statt. Keiner der anwesenden Behördenvertreter fand Anlaß zum Einschreiten. Der Bericht wurde schon am 4. Dezember der Frankfurter Zensurstelle eingereicht, die ihn als »an sich gar nicht zensurpflichtig« erklärte, aber auf Befehl von Berlin dorthin sandte.

Von Berlin ist er trotz all unsrer Mahnungen und Beschwerden nie zurückgekommen.

Schon am 25. Januar 1917 wurde der Zentralstelle übrigens in Berlin jede Werbetätigkeit und jede Kundgebung verboten. Womit auch sie lahmgelegt war, ehe sie ihre eigentliche Tätigkeit überhaupt hatte aufnehmen können.

Uns Pazifisten ist manchmal von befreundeter Seite vorgeworfen worden, wir hätten während des Krieges zu wenig getan. Mir scheint, wir haben unter Übernahme nicht ganz unerheblicher persönlicher Risiken getan, was wir tun konnten, ohne illegal zu werden.

Wir haben uns an das bestehende Recht gehalten, auch wenn wir es noch so abscheulich fanden. Den Militärbehörden freilich genügten ihre legalen Befugnisse noch nicht. Sie wurden uns gegenüber zu Rechtsbrechern, ohne daß wir uns dagegen zur Wehr setzen konnten.

Völlig illegal war etwa das an alle pazifistischen Organisationen gerichtete Verlangen, die Mitgliederlisten auszuliefern. Wir mußten ihm trotz seiner Gesetzwidrigkeit stattgeben, weil uns im Falle der Weigerung mit der Auflösung gedroht wurde.

Warum wollten die Militärbehörden unsre Mitglieder kennen lernen? Einen anständigen Grund konnten sie nicht vorbringen. Folglich muß man annehmen, daß entweder die noch Militärpflichtigen an die Front gebracht oder die Beamten diszipliniert oder die Geschäftsleute wirtschaftlich geschädigt werden sollten. In Schweinfurt, zum Beispiel, war die Folge der erzwungenen Adressenauslieferung, daß der Magistrat allen Mitgliedern schriftlich den Austritt nahelegte, widrigenfalls über sie die Briefsperre verhängt werden würde.

Wie jeder einzelne von uns Pazifisten gepiesackt worden ist, dafür will ich ein paar meiner eignen Erlebnisse anführen.

Mein Vortrag in Budapest im Januar 1916 über Ernährungsfragen hatte in den maßgebenden ungarischen Kreisen den lebhaften Wunsch geweckt, mich bald noch einmal zu hören, weil man eine der deutschen ähnliche Organisation für die Lebensmittelversorgung schaffen wollte. Ich bekam eine ganz offizielle Einladung, aber — keinen deutschen Paß! Am 15. Mai 1916 eröffnete mir Minister von Loebell schriftlich:

»Unter den gegenwärtigen Verhältnissen lassen es die Interessen des Reiches erforderlich erscheinen, Reisen nach dem verbündeten und dem neutralen Ausland auf Fälle dringendster Notwendigkeit einzuschränken. Ich sehe mich daher zu meinem Bedauern nicht in der Lage, den Bescheid des hiesigen Polizeipräsidenten, durch welchen der Antrag Ew. Hoch-wohlgeboren auf Erteilung eines Auslandspasses abgelehnt worden ist, einer Abänderung zu unterziehen.«

Im Herbst 1917 sollte eine wichtige Besprechung von deutschen Pazifisten mit Neutralen in Bern stattfinden. Am 1. November eröffnete mir Unterstaatssekretär von dem Bussche, das Auswärtige Amt sei zwar für die Bewilligung aller Pässe, aber das Militär verweigere sie für Quidde, Schücking und mich, indem es behaupte, wir besäßen zu viel Material von der Front. Meine Hinweise darauf, daß doch die Abgeordneten das meiste Material von der Front bekämen, und daß man trotzdem erst kürzlich die sozialdemokratischen Abgeordneten nach Kopenhagen gelassen habe, rief nur die Feststellung hervor: »Wir denken ja darüber auch anders. Aber die Bedenken des Generalstabs Ihnen gegenüber sind unüberwindlich.«

Daß meine Telephongespräche überwacht wurden, daß die harmlosesten Zeitungen aus der Schweiz an der Grenze zurückgebalten wurden — Hunderte davon habe ich nach dem Kriege nachträglich ausgeliefert erhalten —, daß ich der Briefsperre unterlag und auch meine Familienkorrespondenz von den schmutzigen Fingern der Spione durchwühlt wurde: das sind fast Selbstverständlichkeiten.

Reden durfte ich nur ganz ausnahmsweise. Eine Reihe von Generalkommandos verbot mir ein für alle Mal das Auftreten in ihrem Bereich selbst in geschlossenen Versammlungen. In einigen Bezirken erlaubte man mir das Reden unter der Bedingung, daß ich vorher mein Manuskript zur Zensur einsende (wobei ich mir übrigens, sobald ich mich von der genügenden Dämlichkeit des überwachenden Beamten überzeugt hatte, wesentliche Einschiebsel gestattet habe). In Erfurt wurde, nachdem mir ein Vortrag über »Europa nach dem Kriege” erlaubt worden war, nachträglich die Bedingung gestellt, daß das Wort Friede in der Bezeichnung der Versammlung fehle. Die Einladungen waren schon gesetzt. Die Überschrift sah nach Erfüllung der Bedingung so aus:

»Öffentliche            versammlung.«


Am 13. Mai 1917 hatte Licentiat Mumm, der jetzige deutschnationale Abgeordnete, mit Professor Seeberg im Zirkus Busch eine große Versammlung für Annexionen abgehalten. Unter Berufung darauf meldete ich für den Zirkus Schumann auf den 24. Juni eine Versammlung an, in der Quidde »Was erwarten wir vom Frieden?« und Eduard Bernstein: »Was erwarten wir von Stockholm?« behandeln sollten. Das Polizeipräsidium antwortete mir am 15. Juni, es sei vom Oberkommando in den Marken angewiesen, mir die Genehmigung zu versagen, da öffentliche Versammlungen politischer Parteien oder diesen gleich zu achtender Vereinigungen verboten seien.

Ich war zwar weder eine politische Partei noch eine dieser gleich zu achtende Vereinigung, ich war nur genau das Selbe wie Licentiat Mumm, nämlich ein Privatmann. Aber das half mir nichts. Was Mumm für Annexionen tat, durfte ich nicht dagegen tun.

Das war ja überhaupt so aufreizend, daß ständig mit zweierlei Maß gemessen wurde. Die Alldeutschen konnten die hetzerischsten Broschüren selbst an der Front verbreiten, konnten uns mit den verlogensten Angriffen überschütten, konnten die Regierungspolitik in jeder Weise durchkreuzen. Wir, die Quidde, Schücking, Wehberg, L. G. Heymann und die Andern, durften uns nicht zur Wehr setzen, durften die Regierungspolitik nicht vertreten, wo sie uns richtig schien, durften nicht die Stimme der Vernunft erschallen lassen, die allein Deutschland im Ausland hätte nützen können.

Wir waren nicht nur machtlos: wir waren auch rechtlos. Mein alter Freund Theodor Barth pflegte zu sagen: Unrecht tun sei schlimm, Unrecht dulden sei schlimmer. Nun, wir mußten wehrlos jegliches Unrecht dulden. Die Herren Militärs gestatteten keinem Deutschen, den von ihnen in den Abgrund kutschierten Karren aufzuhalten.

Erschienen in: Die Weltbühne, Nr. 51, 21. Jg, (15. Dezember 1925), S. 901

Beilage zum Brief an Hedwig Müller vom 16.3.1935

Q – Tagebuch

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für Nuna qbinke

Über den Fall Labour Party ist gar nicht zu reden. Lieschen hat ganz, aber auch ganz und gar unrecht. Nichts als Pacifist zu sein – das ist ungefähr so, wie wenn ein Hautarzt sagt: »Ich bin gegen Pickel.« Damit heilt man nicht. Ich weiß Bescheid, denn ich habe diese Irrtümer hinter mir. Die kapitalistische Gesellschaftsordnung läßt scharf und genau einen Teil der Kriegsgründe begreifen, die immer da sind, wenn Absatzgebiete geschaffen werden sollen. Das ist – gegen die rosenroten Idealisten – eine sehr gute Lehre. Aber sie ist nicht vollständig. Ein Teil liegt im Wesen der Menschen. »Es wird immer Kriege geben.« Es wird auch immer Morde geben. Es fragt sich nur, wie die Staatsordnung Krieg und Mord bewertet. Den Mord bewertet man als Rechtsbruch – den Krieg als Naturereignis, mehr: als eine heroische Sache. Er ist, oft und in vielem, eine Schweinerei. Also –?

Nun ist es durchaus das Recht Lieschens, wie auch das Recht der englischen Arbeiterfrauen, zu sagen: »Also vor allem mal nicht mein Mann!« Das ist elementar – und es gibt leider so viele Weiber, bei denen das Weibchen stärker ist als die Mutter. (Hier kann man einwenden, das sei falsch: bei den Tieren sehen die Weibchen zu, wenn sich die Männer hauen. Ja, aber um sie – oder um das Fressen für die Brut – oder auch nur, um zu zeigen, wer der stärkere ist? Bei den Hirschen? Das weiß ich nicht.) Will man aber den Krieg verhindern, dann muß man etwas tun, was alle diese nicht tun wollen: Man muß bezahlen.

Ein Ideal, für das man nicht bezahlt, kriegt man nicht.

Ein Ideal, für das ein Mann oder eine Frau nicht kämpfen wollen, stirbt – das ist ein Naturgesetz. Der Rest ist Familiäre Faschingsfeier im Odeon.

Ich kann das nur Dir schreiben – ich habe es schon Lieschen gegenüber schwer. Ganz hinten, wo man kaum noch hinleuchtet, steckt ja doch: »Also vielleicht soll Roby dem seinen Krieg führen, den er verloren hat!« – Mitnichten. Roby soll überhaupt keinen Krieg führen.

Ich habe einen Interventionskrieg stets für wahnsinnig gehalten, das wäre so, wie wenn man meine Mama, um sie zu ändern, ins Gefängnis sperren wollte. Was sollte dieser Krieg? Die boches sind boches – was nützt der Krieg? Aber:

Zwischen diesem Krieg und einer energischen und klaren Haltung aller Mächte Europas ist noch ein großer Unterschied. Die vollendete Instinktlosigkeit der englischen Weiber und der alten Weiber in der Labour fördert den Krieg – und Baldwin hatte ganz recht, ihnen zu entgegnen: Ihr boykottiert ja Deutschland, also was wollt ihr von uns, wenn wir uns vorsehn?

Ich halte im übrigen dieses Wettrüsten für Wahnwitz – es muß zum Kriege führen, und es ist gar kein Mittel, wie das Weißbuch sagt, ihn zu verhindern. Aber das nur deshalb, weil die Regierungen, vollgesogen – von Minger bis zu Lloyd George – von der blödsinnigen Idee der absoluten Souveränität – in Anarchie leben und keine Rechtsordnung über sich anerkennen wollen. Also muß der Friedenstörer, der ja Deutschland ist, den Ton angeben, wie ja immer der niedrigste den Ton angibt. Hier war der Kern – seit 1919 nur hier. Jetzt ist es viel zu spät, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Die Schrift Ferreros habe ich Dir damals gezeigt – seitdem haben die Mächte Fehler auf Fehler gehäuft, die schlimmsten seit 1933. Zu machen war:

Boykott. Blockade. Innere Einmischung in diese Barbarei, ohne Krieg zu führen. Vor allem aber, und das halte ich für das schrecklichste: die geistige Haltung hätte eben anders sein müssen, aber sie konnte nicht anders sein, denn da ist nichts. Man siegt nicht mit negativen Ideen, die ja stets das Verneinte als Maß aller Dinge anerkennen – man siegt nur mit positiven Gedanken. Europa hat keine. Beharren ist nichts. Es geht zurück. Es verliert.

Zu haben war, bei der Gemütsart der boches: Sturz des Regimes, äußerste Vorsicht der Reichswehr, Zurückdämmung der Rüstungen, Verzicht auf einen Überfall im Osten, wenigstens für lange Jahre.
Es gibt keine geistige Position, von der aus ich das sagen könnte. Es hat so etwas verfehlt savonarolahaftes: der verlangt Opfer! Und die tiefe Beschämung, daß da doch etwas nicht stimmt, verwandelt sich in Ablehnung und Wut, »man will das nicht mehr hören«, und »Auf einmal so kriegerisch?« – es gibt keine geistige Position. Daher mein Schweigen.

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Der couillon wird sich also nach Osten ergießen. Wie wenig diese lächerlichen Emigranten recht haben, sieht man zum Beispiel an Lagarde. So nannte sich (nach dem Familiennamen seiner Mutter) ein Gymnasialprofessor, der aber ein großes Lumen war, Paul Bötticher, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der schrieb schon, »Rußland solle die Gewogenheit haben, sich bis nach Mittelasien zurückzuziehen«, und das war durchaus kein verschrullter Esel, wie der Mann Lieschen Förster-Nietzsches – er war eine geistige Erscheinung. Christian Morgenstern hat diesen Lagarde verehrt, wie deutsch muß das also sein! Und sie werden siegen. Und dann –?

Was mich an diesem Sieg so anekelt, ist nicht, daß jemand siegt, den ich nicht mag. Das wäre doch recht eng. Aber wer siegt denn hier? Der deutsche Bauer –?

Hier siegt der deutsche Drogist. Der Zigarrenhändler. Der pensionsberechtigte kleine Mann. Und das wird furchtbar.

Zu denken, daß in Minsk oder Neo-Georgjewsk eine Krankenkasse aufgebaut wird, »also wissen Sie, die Panjes werden staunen, sonwas haben sie noch nie gesehn« – erstklassig, mit Wasserspülung hinten und vorn – und richtige Fahrdämme und alles klappt, und herrlich – das ist das Ideal des Vorstadtdrogisten.

Je mehr es die Seele herausbrüllt – um so seelenloser ist es in Wahrheit. In einem kleinen französischen Kaninchenzüchter steckt mehr Seele als in dem Getue da. Und das hat Europa gefördert, und hier trägt jeder einzelne Staat ein gerüttelt Maß an Schuld: die Schweden, die ums Verrecken nicht boykottieren; Frankreich, das schläft und viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist; England, das die Sache – the too white nations – fördert; die Schweiz, die sich in der Saar-Abstimmung entsprechend benommen hat und die, wie die Katholiken, nur einen Feind kennt: Rußland – sie alle fördern das. Und ein Teil von ihnen weiß es auch. Der Papst ist nicht gutgläubig, Minger vielleicht, aber der zählt ja nicht – und der einzelne Pfahlbürger in der Schweiz weiß nichts. Woher auch? Aus seinen Zeitungen?

Ich habe den Eindruck, hier zu stören.

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Das soll uns nicht hindern, der Zukunft Hasis (der ja nicht Peter heißt, also ich will mich darüber nicht verbreitern, ich ja nicht) mutig ins Auge zu blicken

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