Tucholsky für Moderatoren
Der frühere Musikkritiker Thomas Veszelits ist inzwischen zum Kommunikationsexperten mutiert und hat als solcher 30 deutschen Prominenten „Auf’s Maul geschaut!“, wie der Titel seines neuen Buches lautet. Der Zweck des Ganzen, laut Verlagsprospekt:
Aus deren Sprachschatz, rhetorischen Tricks und individuellen Eigenheiten entwickelte er zehn Kommunikationstypen, mit deren Hilfe man das Geheimnis ihres Erfolges verstehen und für sich nutzen kann.
In einem Interview mit der „Welt“ erläuterte Veszelits nun unter anderem, warum er welchen Prominenten in eine bestimmte Kategorie gesteckt hat:
Müntefering, der Moderator, der als Vorbild immer Tucholsky nennt und auch selbst schon kleine Theaterstücke geschrieben hat, redet anders als der Gutachter Fischer, der voller Leidenschaft in Rätseln, Vergleichen oder Provokationen spricht.
Dass SPD-Chef Franz Müntefering eine andere Sprache spricht als Außenminister Joschka Fischer, ist in der Tat nicht ganz unzutreffend. Was nun aber das Vorbild Tucholsky damit zu tun haben soll, dass Müntefering zu den „Moderatoren“ zählt, ist allerdings nicht ganz nachzuvollziehen. Müsste Müntefering dann nicht eher ein „Klartexter“ sein, der die Dinge beim Namen nennt? In diese Kategorie fallen in Veszelits‘ Buch die „Kultfigur“ Harald Schmidt, der „Reformkanzler“ Gerhard Schröder und der „Liberalen-Kapitän“ Guido Westerwelle.
Die Nähe des SPD-Chefs zu Tucholsky kann so groß ohnehin nicht sein kann, wenn man dem Inhalt des hier zu findenden Textes Glauben schenken darf. Vielleicht meint Veszelits aber auch nur, dass Müntefering sich bei seinen öffentlichen Auftritten an Tucholskys Ratschläge für einen guten/schlechten Redner hält. Was auch immer noch günstiger käme, als die 12,90 Euro für Veszelits‘ Buch auszugeben.
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