Hilferuf aus Rheinsberg
Wer weiß, ob man heute noch von dem Städtchen Rheinsberg besondere Notiz nähme, wenn der Jude Kurt Tucholsky mit seiner jüdischen Freundin Else Weil im Sommer 1911 dort nicht hätte unbehelligt Urlaub machen können. Die Nachrichten, die in jüngster Zeit aus dem Norden Brandenburgs an die Öffentlichkeit dringen, sind dagegen nicht dazu angetan, Touristen in den Ort zu locken. Es sei denn, es handelt sind um als Urlauber getarnte Verfassungsschützer.
In verschiedenen Medien fand ein Hilferuf Resonanz, den die Stadtverordneten Anfang April an ihren Ministerpräsidenten Matthias Platzeck schickten. Über den „Braunen Sumpf am Schloss“ (Tagesspiegel), „Rechts in Rheinsberg“ (taz) und „Braunen Nachwuchs im Touristenstädtchen“ (Spiegel Online) wurde anschließend eifrig berichtet.
Nach der Lektüre bleibt leider nur die Erkenntnis: Von den Vorfällen in Rheinsberg wird vor allem deshalb prominent geschrieben, weil der Ort, – nicht nur wegen Tucholsky -, sehr viele Touristen anlockt. „In den benachbarten Städten Wittstock und Neuruppin sei die Situation doch viel schlimmer, heißt es hinter vorgehaltener Hand“, und bei Spiegel Online. Über solche Entwicklungen ist selten etwas in den Medien zu lesen. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Haftbefehle gegen Mordverd?chtige im Fall Ermyas
Im Fall des rassistisch motivierten Mordversuchs vom Ostersonntag am 37-j?hrigen farbigen Ermyas, der immer noch im Koma liegt, sind zwei Verd?chtige gefa?t worden. Der Bundesgerichtshof hat Haftbefehle gegen die beiden bisher nicht gest?ndigen Ve…
Trackback by Mein Parteibuch — 24.4.2006 @ 10:51
[…] Herr Schönbohm, in der Stadt Rheinsberg hat es vorgestern bereits den nächsten Überfall rechtsradikaler Schläger in Brandenburg gegeben. Greifen Sie endlich gegen die rechtsradikale Gewalt durch und erobern Sie die Hoheit über die Straße zurück, anstelle, dass Sie das regelmäßige Versagen der Polizei und Strafverfolgung in der National befreiten Zone Ostdeutschland den allgegenwärtigen Rechtsextremismus schlicht leugnen. […]
Pingback by Mein Parteibuch » Haftbefehle gegen Mordverdächtige im Fall Ermyas — 24.4.2006 @ 10:51
[…] Dem Museum und der Stadt bleibt zu wünschen, dass die neue Leitung nicht nur literaturwissenschaftliche Expertise mitbringt, sondern ebenso wie Böthig das kulturelle Leben in der Region mit Lesungen und Ausstellungen bereichert. Tucholskys Leben und Werk ist schließlich ziemlich gut erforscht. Es kommt heute vor allem darauf, die richtigen Lehren aus seinem damals vergeblichen Kampf gegen Nationalismus, Militarismus und Rechtsextremismus zu ziehen. Auch und gerade in der Brandenburger Provinz. […]
Pingback by Sudelblog.de – Das Weblog zu Kurt Tucholsky » Was wird aus dem Tucholsky-Museum in Rheinsberg? — 22.12.2023 @ 22:23