Was darf die Meenzer Fasenacht?
Ui, ui, ui: die Karnevalsaison ist in diesem Jahr sehr kurz, aber dafür in Mainz um so heftiger. Wenn der Zugmarschall des Mainzer Carneval Vereins, Adi Schmelz, schon die Tucholskysche Satirekeule auspackt, muss einiges los sein am Rhein. Selbst in die Bundeshauptstadt sind Details der Mainzer Karnevalsposse schon vorgedrungen und im Berliner Tagesspiegel unter der sinnigen Überschrift „Mainz, wie es zankt und kracht“ kolportiert worden:
Es geht um eine momentan im Bau befindliche fünf Meter hohe Pappmaschee-Konstruktion. Von dem Wagen gibt es noch keine Fotos, bisher ist nur die Entwurfszeichnung bekannt geworden. Sie zeigt George W. Bush als „Uncle Sam“ mit entblößtem Hintern. Darüber prangt in großen Lettern „Wiedereröffnung“. Und Merkel eilt freudig zur Trittleiter, die zu Bushs Allerwertesten führt. Dazu der Narrenreim: „Da strahlt die Angela am End, George Bush bleibt weiter Präsident, sie fühlt sich wie im Honeymoon, wir wünschen ihr ‚Good After-Noon'“.
Ui, ui, ui. Kein Wunder, dass die Mainzer eine solche Darstellung des US-Präsidenten gar nicht „witzisch“, sondern obszön, unanständig und skandalös finden, wie sie das Lesertelefon der „Allgemeinen Zeitung“ wissen ließen. Karneval, vor allem in Mainz, ist eben eine sehr ernste Sache, die man nicht irgendwelchen Spaßvögeln überlassen kann. Besonders pikant ist in der Tat, dass George W. Bush nur zwei Wochen nach Aschermittwoch, am 23. Februar 2005, der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt einen Besuch abstatten möchte.
Dennoch zeigt sich Zugmarschall Schmelz laut „Tagesspiegel“ ganz unbeeindruckt vom Volkszorn:
Schließlich handele es sich um Satire, sagt der langjährige Zug-Organisator. Und bei der halte er es wie Kurt Tucholsky: „Satire darf alles“.
Einige Mainzer haben bereits angedroht, eine Zeichnung des Zugmotives ans Weiße Haus zu schicken, „um den Bush-Besuch im Februar zu verhindern“. Und um anschließend größere weltpolitische Verwicklungen zu vemeiden, bliebe Zugmarschall Schmelz nichts anderes übrig, als den gesamten Tucholsky-Text als Ausweis deutschen Humorverständnisses hinterherzufaxen. Eine Übersetzung ins Google-Englisch am besten gleich mit: „What may do the satire, Mr. Bush? – Everything“ – With greetings from the Axis of German Fun (Mainz, Cologne, Duesseldorf).
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