Ne Nummer anders
Wenn man seinen Leser vermitteln möchte, dass einem Ereignis in der Öffentlichkeit zu viel Bedeutung beigemessen wird, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Auf eine ganz spezielle Variante greift Thomas Kröter von der „Frankfurter Rundschau“ gerne zurück. So schreibt er in seinem heutigen Kommentar zur möglichen Neuwahl:
Schicksalswahl? Na ja. Der – zugegeben – linke Publizist Kurt Tucholsky hätte da wohl seine berühmte Frage berlinert: Ham Se’s nich’ ne Numma kleena?
Vor ein paar Wochen schien Kröter diese Formulierung bereits geeignet, die Bedeutung des so genannten Visa-Ausschusses zu relativieren:
Will die Opposition sich beim nächsten Angriffsziel Otto Schily nicht abermals verheben, sollte sie Kurt Tucholskys Hinweis bedenken: Ham se’s nich ne numma kleena?
Und im Juni 2001, nachdem der Bundestag in aufsehenerregender Weise über die Chancen und Risiken der Gentechnik debattiert hatte, kommentierte die „Rundschau“:
Sternstunde? Ham Se’s nich ne Numma kleena?, hätte Kurt Tucholsky berlinert.
Nun wäre gegen die häufige Verwendung dieser rhetorischen Tucholsky-Frage nichts einzuwenden, wenn sie denn tatsächlich von Tucholsky stammte. Ganz sicher ist in diesem Zusammenhang aber nur der folgende Spruch dokumentiert:
Der Mann, der vor dem Kölner Dom schnell und gottesfürchtig sagt: „Ham Se keenen jrößeren -?“ kommt nicht nur aus Berlin; dieser Ausspruch entstammt einer Geistesverfassung, und die ist nicht nur in Berlin heimisch.
Peter Panter: „Die Verteidigung Berlins“, in: Vossische Zeitung, 4.3.1929
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