11.8.2010

Neue Gedenktafel für die Weltbühne

An Gedenktafeln für Tucholsky und die Weltbühne herrscht in Berlin kein Mangel. Erst 2002 wurde mit Unterstützung der Tucholsky-Gesellschaft in der Charlottenburger Dernburgstraße eine Tafel für Siegfried Jacobsohn aufgehängt. Damals lehnte die Bezirksverwaltung den Vorschlag ab, die Tafel am nahe gelegenen Redaktionssitz der Weltbühne, in der heutigen Wundtstraße 65, anzubringen. Umso überraschender, dass der Bezirk am 7. Juli dieses Jahres genau an dieser Stelle eine Gedenktafel für die Weltbühne eingeweiht hat. Warum eigentlich nicht gleich?

Die Initiative für die neue Tafel war 2006 von der Bezirksversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf ausgegangen. Das Geld dafür stellte nach Angaben von Kulturstaatssekretär André Schmitz der Senat zur Verfügung. Trotz Anwesenheit von Schmitz und Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen wirkte die Einweihung der Gedenktafel nicht besonders gut vorbereitet und hätte sicher angemessener gestaltet werden können.



Staatssekretär Schmitz (Mitte) und Bezirksbürgermeisterin Thiemen (daneben rechts) bei der Einweihung der Gedenktafel.

Die Bezirksverordnete Marianne Suhr und Schmitz hielten vor der Enthüllung kurze Ansprachen. Anschließend trug der Berliner Verleger Wolfgang Stapp, eigentlich Fontane-Experte, einige Hintergründe aus der Geschichte der Weltbühne vor. Weitere Programmpunkte gab es nicht.

Der Text der Tafel lautet: »In diesem Haus befand sich von 1921 bis 1927 die Redaktion der Weltbühne. Sie war eine der wichtigsten literarisch-politischen Zeitschriften der Weimarer Republik und Wirkungsstätte von Siegfried Jacobsohn, Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky«



Ein Musterbeispiel für die tonnenförmige Verzeichnung bei Fotos.

Schade, dass es auf der Tafel »in diesem Haus« heißt. Demnach könnte sich die Redaktion irgendwo in dem Eckhaus am Lietzensee befunden haben. Tatsächlich ist die Tafel jedoch gleich neben dem Laden angebracht, in dem sich damals die Redaktion hinter weiß getünchten Scheiben befand. Nachdem jahrzehntelang das Uhrengeschäft Krämer dort seine Standuhren ausstellte, befindet sich dort nun ein Seminarzentrum für Fortbildungen von Tierärzten. Ob jemals wieder ein Redaktionsbüro in die Räume zieht? Dafür müssten die Räume heutzutage wohl in Mitte oder im Prenzlauer Berg liegen, und nicht ganz weit im Westen kurz vor dem Funkturm.

Bleibt zu hoffen, dass die neue Tafel lange ihr glänzendes Aussehen behält. Das 2002 aufgehängte Exemplar für Siegfried Jacobsohn könnte schon wieder eine Generalüberholung vertragen:




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