Tucholsky-Preis an Volker Weidermann verliehen
Zum Abschluss der diesjährigen Tagung der Kurt Tucholsky-Gesellschaft zum Thema Anti-Faschismus hat der Literaturkritiker und Journalist Volker Weidermann den Tucholsky-Preis für literarische Publizistik erhalten. Anders als in früheren Jahren hatte die Tucholsky-Gesellschaft dazu nicht ins Deutsche Theater, sondern ins Haus der Demokratie und Menschenrechte geladen. Trotz widriger Akustik sei die Veranstaltung »auf gewohntem Niveau« gewesen, sagte Jens Brüning in seinem Resümee im Deutschlandradio Kultur (nachzuhören als podcast).
In seiner Laudatio ging Weidermanns Verleger Helge Malchow (Kiepenheuer & Witsch) auf die Debatte ein, die der Preisträger durch seine Literaturgeschichte Lichtjahre angestoßen habe. Weidermann sei sowohl »Gnostiker« als auch »Emphatiker«, sagte Malchow in Replik auf einen Beitrag von Hubert Winkels in der Zeit.
Tucholsky-Preisträger Weidermann
Weidermann, der den Preis für sein Buch der verbrannten Bücher verliehen bekam, verwies in seiner Dankesrede darauf, dass er die rund 500 Rezensionen des »fantastischen Literaturkritikers« Tucholsky immer wieder mit Begeisterung lese. »Was heute modern sein könnte, das kann man lernen in Texten, die vor 80 Jahren erschienen sind», sagte Weidermann.
Lernen kann man von den Autoren der Weltbühne aber nicht nur das Schreiben von Buchkritiken. Das ging auch aus den Beiträgen der diesjährigen Tagung hervor, die sich mit dem Kampf der linksintellektuellen Schriftsteller und Journalisten gegen den aufkommenden Nationalsozialismus befassten. Laut Neuem Deutschland drehte es sich dabei auch um die Frage:
War die Weltbühne in ihrer Auseinandersetzung mit der NSDAP mutig und vorausschauend?
Was das Vorausschauen betrifft, so sind im Falle des vom ND erwähnten Ossietzkys in der Tat einige Zweifel angebracht (und auch im Laufe der Nachkriegsgeschichte schon häufig geäußert worden). Dass die Weltbühne-Autoren mutig waren, steht aber nicht zur Disposition. Einer anderslautenden Behauptung würde deren angeblicher Urheber auch entschieden widersprechen. Was hiermit geschehen sei.