Von Bratwürsten und Hanswürsten
Ist es satirisch, den Dönerbuden im Berliner Bezirk Kreuzberg den Kampf anzusagen und lautstark eine Bratwurstquote von 40 Prozent zu fordern? Harald Scholz vom Künstlerkombinat „Die Sanierer“ meint „Ja“, und sei es nur darum, sich gegen den Vorwurf zu wehren, die Interessen spießbügerlicher Saubermänner zu vertreten. „Spricht hier die NPD-Kreuzberg? „, fragt gar die „Berliner Zeitung“ in einem aufklärerischen Artikel, der auch kurz aufzählt, was man im Namen der Satire alles erlaubt ist:
Was darf Satire? Nach Kurt Tucholsky alles. Provozieren, pöbeln, beleidigen oder eine Bratwurstquote für Kreuzberg fordern. (…) Am Sonnabend wollen sie ‚mit Megaphon gegen den Dönergestank‘ in der Bergmannstraße stehen und Bratwurst verteilen. Ist ja Satire. Aber ist das lustig?
Aber zum Glück darf die Satire nicht nur alles, sie kann auch einiges. Denn:
Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, einer, der heute den angreift und morgen den.
Ignaz Wrobel: „Was darf die Satire?“, in: Berliner Tageblatt, 27.1.1919