Zum Glück nur fast
Die Süddeutsche Zeitung präsentiert den neu erschienenen Band über den französischen Germanisten Robert Minder (1902-1980). Laut SZ war Minder
zu seiner Zeit eine der wichtigen Brücken zwischen Frankreich und Deutschland. Er gründete schon 1923 als Student an der Ecole Normale Supérieure eine Gruppe, die deutsche Intellektuelle wie Kurt Tucholsky, Heinrich Mann, Thomas Mann, Hugo von Hofmannsthal, Walter Mehring nach Frankreich einlud und Lebensmittel an hungernde Kinder im Ruhrgebiet versandte.
Hartmut Kaelble: „Der Vermittler“. In: SZ, 7.1.2005, S. 14
Im Falle Tucholskys und Mehrings waren diese Einladungen allerdings überflüssig, schließlich lebten sie in den zwanziger Jahren ohnehin in Paris. Tucholsky berichtete am 11. Februar 1926 an die Schauspielerin Kate Kühl, dass er „etwa 40 Vorträge gehalten“ habe. Meistens war er von der „Ligue des Droits de L`Homme“ eingeladen worden. Wie Vorträge von Thomas Mann und Alfred Kerr auf das Pariser Publikum wirkten, schilderte Tucholsky in dem Artikel „Deutsche Woche in Paris“. Darin heißt es:
Sehr bezeichnend ist das Publikum dieser pseudopazifistischen Veranstaltungen. Was sofort auffällt, ist der fast vollkommene Mangel an Jugend. Wo ist die -? Auf der andern Seite. Aber wäre ich zwanzig Jahre: ich ginge auch dorthin, wo etwas getan wird, wo Schwung sitzt, Kraft, Aktion, blutgeschwellte Adern. Wenn man in der Liebe stets zwanzig Jahre ist, dann ist man in der demokratischen Politik immer hundert. Manche werden gleich so geboren.
„Deutsche Woche in Paris“. In: Die Weltbühne, 9.2.1926, S. 206
Vielleicht war Robert Minder einer der Gründe für das Wörtchen „fast“ im zweiten Satz des Zitates.
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