15.6.2010

Mit Tucholsky unterwegs

Wer glaubte, dass es mit den themenspezifischen Tucholsky-Bänden schon ein Ende genommen hätte, sieht sich getäuscht. Nach Tucholsky in Berlin, Mit Tucholsky die Frauen verstehen und (ja, tatsächlich) Weihnachten mit Tucholsky ist nun im Fischer-Verlag der Auswahlband Unterwegs mit Tucholsky erschienen. Das Reiseressort von Zeit Online hat sich mit dem Band, der Teil einer Buchreihe ist, befasst und bemerkt:

Unterwegs mit… heißt eine zunächst aus vier Bänden bestehende Taschenbuchserie bei Fischer Klassik, die sich den Reiseerlebnissen und -betrachtungen von Thomas Mann, Franz Kafka, Stefan Zweig und Kurt Tucholsky verschrieben hat – und die ihrerseits überrascht, da sie die Klassiker, vor allem Kafka und Mann, von wenig bekannten Seiten zeigt.

Darin rechne »Tucholsky in seinen brillanten Reisereportagen mit einem Tourismus ab, in dem unter minimalem Aufwand und zu stattlichen Preisen Illusionen ausgebeutet werden«.

Das Buch ist nach verschiedenen Reiseregionen thematisch gegliedert und enthält beinahe das komplette Pyrenäenbuch. Laut Inhaltsverzeichnis enthält es 57 Texte, wenn man die Kapitel aus dem Pyrenäenbuch einzeln zählt.

Die Freude an der Auswahl werde jedoch getrübt, findet der Rezensent:

Hier nun wird es vollends unverzeihlich, dass über die Lebenswege und -orte gerade dieser Autoren rein gar nichts in den Bänden zu erfahren ist; keine biografischen Daten, kein Nachwort. Nichts hilft, die vielen Dichterworte übers Reisen in den Zusammenhang ihres Lebens (und Reisens) zu stellen. So gut die Idee ist, einmal spannende literarische Texte nicht um einen Ort, sondern um einen Autor herum zu versammeln: Das Fehlen des Kontexts, minimal kompensiert durch vereinzelte Jahresangaben und Zwischenüberschriften, lässt den Leser unzufrieden zurück. Schließlich handelt es sich ja um Bücher, die nicht nur von, sondern auch für unterwegs sind; für Momente, in denen Lexikon oder Gesamtausgabe nicht zur Hand sind.

Das mag in der Tat stimmen. Aber was will man bei knapp 300 Seiten für acht Euro mehr erwarten? Gerade wenn Autorenwerke gemeinfrei geworden sind, lassen sich solche Auswahlbände schnell und billig zusammenleimen. Da würden Kommentare, Bilder und Vorworte die Sache nur unnötig verteuern. Und wie forderte schon Tucholsky selbst: Macht unsere Bücher billiger!

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