Diktatorische Requisiten
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung beschäftigt sich in ihrer heutigen Ausgabe mit dem besonderen Verhältnis von Diktatoren zum Medium Film. Enno Patalas stellt in seinem Text „Die manipulierten Manipulatoren“ die folgende, etwas gewagte These auf:
Nirgends sonst und nie zuvor oder danach sind Kino und Macht so intime Verbindungen eingegangen wie im Italien, Deutschland und Rußland Mussolinis, Hitlers und Stalins, und kein anderes Medium hat sich bei den Diktatoren eines so intensiven Interesses erfreut.
Nun gut, damals gab es eben noch kein Fernsehen. Aber ob die Nationalsozialisten nicht viel stärker auf das Radio setzten, wäre sicherlich ebenfalls eine Überlegung wert gewesen.
Dass man Adolf Hitler vom Äußeren her recht früh mit einem prominenten Filmstar assoziierte, ist auch Patalas aufgefallen:
Früh schon mußte Hitlers Erscheinungsbild sich den Vergleich mit einer Filmfigur gefallen lassen. „Und da ist plötzlich der Führer gekommen. Er hat einen Bart wie Chaplin, aber lange nicht so komisch“ (Kurt Tucholsky in einem „Schulaufsatz“). Soziales Schicksal und Charakterzüge des Mannes Hitler und der Filmfigur Charlie ähneln sich.
Auf die Ähnlichkeit des englischen Komikers mit dem deutschen Politiker spielte Tucholsky noch ein weiteres Mal an:
Chaplin hat Hitler um die Leihweise Hergabe seines Schnurrbarts gebeten. Die Verhandlungen dauern an.
Kaspar Hauser: „Kleine Nachrichten“, in: Die Weltbühne, 15.3.1932, S. 411
Vermutlich hat Charly Chaplin in dem Film „Der große Diktator“ aber nicht das Original benutzt.
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