Schon bei den ersten Veröffentlichungen der Mohammed-Karikaturen im Jahr 2006 hatte das Sudelblog Tucholskys zahlreiche Äußerungen zu den Grenzen der Satire näher untersucht. Es ist ein extrem trauriger Anlass, dass diese genau zwei Tage vor Tucholskys 125. Geburtstag mit dem Mordanschlag auf die Redaktion des französischen Satire-Magazins Charlie Hebdo eine besondere Aktualität erhalten. Dutzende Male wurde heute Tucholskys Diktum „Was darf die Satire? Alles“ getwittert. Selbst Vizekanzler Sigmar Gabriel soll es zitiert haben.
Aus zahlreichen Text- und Briefstellen Tucholskys geht allerdings hervor, dass sein Verständnis von Satire nicht auf die Position “sie darf alles” reduziert werden sollte. Vor allen in religiösen Fragen unterschied er klar zwischen den geistigen Inhalten und den daraus entspringenden gesellschaftlichen Ansprüchen der Religionen.
Beinahe verzweifelt wirkte der Appell, mit dem er 1924 den Artikel »Wie mache ich mich unbeliebt?« beschloss:
Dem Satiriker gab ein Gott zu sagen, was sie treiben. Man kann ja nun nicht gerade verlangen, daß der Großpapa, dem der Enkel einen kleinen Flitzbogenpfeil in die hintere, untere Schlafrockseite bohrt, dem guten Kind auch noch einen Bonbon gibt. Aber nicht gleich aufspringen und mit harten Gegenständen werfen. Die Würde muß es sich gefallen lassen, daß sie manchmal am Bart gezupft wird. (Auch Bartlose haben einen Bart, mitunter.)
Denn die moderne Sorte Humorist muß heute noch mit einem Schutzpanzer umhergehen:
Gute Leute! Nicht schießen!
Gewalt kann und darf nie ein Mittel sein, Satire zu bekämpfen.
[…] zum 125. Geburtstag von Kurt Tucholsky und zitiert darin den Journalisten Friedhelm Greis in seinem Tucholsky-Blog. Mords-aktuell. Insbesonderezum vielziterten Tucholsky-Spruch: “Was darf Satire? […]
Tucholsky hat seine vielzitierte Aussage, dass Satire „alles“ darf (1919), spaeter selbst eingeschraenkt:“Satire hat eine Grenze nach oben: Buddha entzieht sich ihr. Satire hat auch eine Grenze nach unten. In Deutschland etwa die herrschenden faschistischen Maechte. Es lohnt sich nicht – so tief kann man nicht schiessen“.(1933, Schnipsel)
Als Vertreter Erich Mühsams stimme ich Tucholsky voll zu. Satire ist eine wertvolle Form Missstände in der Gesellschaft aufzuzeigen. DenUmgang mit Satire sollte der Mensch in der Schule lernen! Auch Lehrende, Eltern und Vorgesetzte sollten sich satirisch hinterfragen lasse. Humor!
Morden ist eine furchtbare Antwort auf Satire.
[…] Friedhelm Greis äußerte sich am 07. Januar bereits im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Charlie Hebdo zu Tucholsky und seinem Satireverständnis. […]
[…] War Kurt Tucholsky nicht der Meinung, Satire dürfe alles? Ja, das hat er gesagt! Er hat freilich noch mehr gesagt. Etwa: „Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist“ oder „Die Satire muss übertreiben und […]
[…] Erläuterungen zum Text „Was darf die Satire“ und Tucholskys Verständnis von Satirefreiheit im Sudelblog. […]