Der Valentinstag ist noch eine recht neue Errungenschaft der deutschen Blumen- und Schokoladenindustrie, aber so langsam scheint er auch von der Kleinkunst entdeckt zu werden. Darauf deutet zumindest der Bericht der „Frankfurter Neuen Presse“ über einen Liebeslyrikabend in Usingen hin. Von einer gewissen „Kerstin Halla, 37 Jahre alt, aus Oberursel über den Taunuskamm gekommen“ sei dort den Zuhörern ein „ein bunter Kanon an Liebesgedichten und -geschichten dargeboten“ worden. Steckte von Tucholsky etwa auch etwas in diesem Strauß?
Bei der Vorbereitung zu dieser Lesung, so Kerstin Halla, habe sie diverse Quellen – auch das Internet – benutzt und sei dabei auf die verschiedensten Autoren gestoßen. Auf Klassiker natürlich, wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin, Novalis (Friedrich von Hardenberg) oder Joseph von Eichendorff. Neben diesen Großen der Romantik habe sie sich aber auch für Autoren entschieden, die mitnichten der gefühlsbetonten Lyrik zugeschrieben werden: Kurt Tucholsky etwa («Schloss Gripsholm»), 1935 im schwedischen Exil durch eigene Hand aus dem Leben geschieden (…)
Ja, das Internet. Unendliche Weiten. Dort kann man die erstaunlichsten Dinge finden, wie Frau Halla feststellen musste:
Aber auch unbekannte Verfasser, die ihre Gedichte einfach frei ins Internet stellen und in so genannte digitale Tagebücher («Weblogs») schreiben, habe sie aufgespürt.
Wie schön, dass es tatsächlich Menschen gibt, die anderer Leute Weblogs lesen.