Berlinernde Verwandtschaft

Der Aufforderung Tucholskys, nie etwas mit der Verwandtschaft anzufangen, dürfte im Falle Peter Bohleys nicht so leicht zu folgen sein. Hat der aus Halle stammende Naturwissenschaftler und Schwager Bärbel Bohleys doch alleine sechs Brüder. „Sieben Brüder auf einer fliegenden Schildkröte“ laute daher auch der Titel von Bohleys Lebenserinnerungen, wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ in dem gleichnamigen Artikel zu berichten weiß.

Mit Erstaunen lässt sich in dem eigentlich interessanten Text feststellen, zu welchen Wandlungen Zitate bisweilen fähig sind:

Man denkt bei der Lektüre auch an den schönen Doppelsinn des Wortes „Familienbande“ und daran, dass Tucholsky sagte: „Schere dir nich‘ um die Verwandtschaft / Kieke lieber in die Landschaft“.

Ein sehr souveräner Umgang mit dem Original, wie ein Vergleich zeigt:

Fang nie
was mit Verwandtschaft an -!
Denn das geht schief, denn das geht schief!
Sieh dir lieber ’ne fremde Landschaft an –
Die Familie wird gleich so massiv!
Peter Panter: „Das Fotografie-Album“, in: Das Stachelschwein, 14.02.1925, S. 4-12.

Und diese durchaus kreative Leistung ist leider ein schlagender Beweis für eine andere Feststellung Tucholskys:

Bevor ich berlinere, überlege ich es mir dreimal, und zweimal tue ichs nicht.
Peter Panter; „Ein besserer Herr“, in: Die Weltbühne, 25.06.1929, Nr. 26, S. 935ff.

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