»Na, man hört ja so allerlei und denkt sich dann sein Teil. Ich will ja nischt gesagt haben, aber unsereins hat ja schließlich auch seine Augen im Kopp. Wissen Se, ich hab mir mein ganzes Leben kein X vorn U machen lassen, und uff meine alten Tahre werd ich damit ooch nich mehr anfangen. Aber wie jesacht, ick will ja nischt gesacht haben, aber ’n bisken Selbstachtung hat ja ein jeder von uns, da hab ich doch recht, Frau Meyer, nich wahr? Wir wohnen doch nu schon fuffssehn ein halbet Jahr visavieß mit Müllers, und da kriggt man ja allerhand zu sehen. Aba man äußert sich doch nich dazu, man hat ja schließlich auch seine Bildung, und wissen Se, wenn ick auch einen fuffsehn Jahre in die Fenster kieke, ich kiek auch imma wieder raus. Un nu voriget Jahr im Sommer, als det ganze Vorderhaus verreist war, na, ick meine um jeden einzelnen Mieta kann man sich doch nich kimmern, nich wa? da geh ich grade mit Lottchen iebern Hoff zum Verwalta, na, un wat ick jesehn habe, det habe ich jesehn, und det redt mir ooch keiner wieder aus. Wenn ick ooch ne Brille trage, blind bin ick deswegen noch lange nich, det solln sich man alle jesacht sein lassen. Ick meine man is ja ooch mal jung gewesen un ick hab mir imma mein Herz vor die Jugend bewahrt aba wat zu vill is is zu vill ick kann Ihnen nur eins saren sowat find ich unanständich einfach unanständich aber wat ick weeß weeß ick un for dumm laß ich mer nun ooch nich koofen det stößt nämlich jejen meine Selbstachtung!
Übrijens will ick nischt jesacht ham…«
Old Shatterhand
In: Die Weltbühne, 22. März 1927, S. 477
[…] erste der beiden Artikel erschien am 22. März 1927 unter dem merkwürdigen Titel: »Eine Rede ist keine Rede oder: Wat macht denn nu eijentlich Else Müller?«. Dahinter versteckt sich das Lamento einer Berlinerin, die offenbar vor einiger Zeit in ihrem Haus […]