Eine Reportage wie aus dem Lehrbuch hat der Tagesspiegel zur Berliner S-Bahn-Krise abgeliefert. Denn ein altbekannter Trick, um lange Texte aufzulockern und zu strukturieren, können literarische Zitate sein, die regelmäßig eingeflochten werden. Für den Artikel »Aus dem Gleis geraten« hat Tucholsky diese Zitate geliefert. Zum Beispiel:
… Den Ärger der Fahrgäste steigern selbst kleine Details. »Was steht da«, buchstabiert eine Zwölfjährige das Hinweisschild. »In Alexanderplatz erreichen sie die verdichteten Regionalzüge …« Das Mädchen greift sich an den Kopf. »Wieso steht denn da ›in Alexanderplatz‹ und wieso ›verdichtete Züge‹? Die meinen doch bestimmt den Takt.«
Da sagen die Leute immer, der moderne Verkehr hebe alle Poesie auf. Das ist gar nicht wahr. Ich meine nicht die Romantik der Eisenbahnen, eines Bahnhofs bei Nacht und all der Dinge, in denen Gott Maschine eine beängstigende Rolle spielt. Nein, auch die Idylle ist noch nicht ausgestorben. (Kurt Tucholsky im Vorwärts am 10. Oktober 1913
Auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld besteht die Welt am Montagmorgen aus Glückspilzen und Pechvögeln. …
Welchen Bezug dieses und weitere Zitate zur aktuellen Verkehrssituation in Berlin haben, wird nicht ganz klar. Wer aus einer Stadt mit wirklich viel Verkehr nach Berlin kommt, wird eher aus einem ganz anderen Tucholsky-Text zitieren wollen: »Das flüsternde Sanatorium«.