Aus nicht ganz ersichtlichem Anlass (obwohl es derzeit einen gäbe) hat die Nachrichtenagentur dpa das Tucholsky-Museum in Rheinsberg besucht. Gleich zu Beginn ihres Textes »Die Welt der Pseudonyme« verheddert sich Autorin Imke Hendrich allerdings ein wenig in Tucholskys vielgestaltigem Werk:
Der sensible Künstler hasste Rosenkohl, Lärm, das Militär und die Nazis, schön gespitzte Bleistifte mochte er dagegen sehr. Ebenso die Haarfarbe der Frau, die er gerade liebte. Es ist eine kurze satirische Todesanzeige, die Kurt Tucholsky einst über sich selbst verfasste.
Nicht ganz ernstgemeinte Nachrufe hat Tucholsky mehrfach veröffentlicht. So unter anderem »Requiem» und »Mein Nachruf«. Die obige Aufzählung stammt jedoch aus der Tabelle »Kurt Tucholsky haßt – liebt«, die am 1. Januar 1928 in der Vossischen Zeitung erschien. Auf die Anfrage der Zeitung »Deutsche Satiriker sagen über sich selbst aus« antworteten neben Tucholsky auch Egon Friedell, Walter Mehring, A. R. Meyer, Mynona, Alfred Polgar, Peter Scher, Hans Reimann, Alexander Roda Roda, Marcellus Schiffer und Carl Sternheim.
Auch »Mein Nachruf« war übrigens eine Antwort auf eine Rundfrage, diesmal in der Literarischen Welt zum Thema »Wie soll Ihr Nekrolog aussehen? Eine kleine Anleitung für künftige Biographen zur richtigen Gestaltung des Nachruhmes«. Außer von Tucholsky erschienen Antworten von Egon Friedell, Hans Siemsen, Egon Erwin Kisch, Anton Kuh, Walter Mehring, Carl Zuckmayer und Alfred Polgar.
In einem weiteren Punkt hat sich die Autorin ebenfalls etwas vertan:
Nur zehn Bücher hat Tucholsky geschrieben, das Museum hat alle in Erstausgaben, außerdem verfasste er mehr als 3000 Texte zwischen 1912 und 1932. Dann hörte er abrupt auf: »Das Spiel ist aus, die Nazis sind nicht mehr aufzuhalten«, notierte Tucholsky.
Tucholsky hat im Grunde nur drei Bücher geschrieben: Rheinsberg, Das Pyrenäenbuch sowie Schloß Gripsholm. Die übrigen sieben sind Sammelbände der mehr als 3000 Texte, die er in seiner Karriere verfasst hat. »Das Spiel ist aus« schrieb er in der Tat häufiger im Leben, so 1911, 1919 und zuletzt kurz vor seinem Tod im Dezember 1935, in seinem langen Brief an Arnold Zweig. Aber wo die Notiz steht, dass die Nazis nicht mehr aufzuhalten seien, hätte die dpa den Lesern und der Forschung gerne verraten dürfen.