Google fürs Herz

Wenn es noch eines Beispiels bedurft hätte, um den Erfolg von Google-Anzeigen zu erklären, dann liefert ihn folgende Tucholsky-Seite.


Dass es im Zusammenhang mit Arnolt Bronnens Oberschlesien-Roman O.S. gar nicht so abwegig ist, den geneigten Leser auf nicht-literarische Gedanken zu bringen, zeigt eine Passage aus Tucholskys Rezension:

Ich muß gestehn, seit langem nichts so Unappetitliches gelesen zu haben wie dies Kapitel, das in gar keiner Beziehung zum sonstigen Inhalt steht – man fühlt förmlich, wie sich der Dichter gesagt hat: Ja, und nun mußt du den Freikorpslesern doch noch was fürs Herz bieten. Fürs Herz …? so hoch gehen seine Aspirationen gar nicht. Es wird da ein trübes Feuerwerk der Schmutzerei abgebrannt, aber was dieser von allen guten Geistern verlassene Patriotenclown nicht weiß: es gehört Kraft dazu, so etwas zu schreiben. Um eine erotische Situation bis in die medizinischen Einzelheiten zu gestalten, muß man die Stärke etwa von James Joyce besitzen, was aber Bronnen gemacht hat, ist blanke Pornographie. Wenn dies Literatur ist, dann ist das Tagebuch der Josefine Mutzenbacher ganz ausgezeichnete Literatur.

Da stehen Google ja noch einige Werbemöglichkeiten offen.

Vielen Dank an Jutta P. für den Hinweis.

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