Was macht eigentlich … die taz?

Tucholsky loben

Aus diesem Anlass und weil es „ungefähr siebenhundertfünfunddreißigtausendzweihundertundneun gute Gründe“ gibt,

den Publizisten Kurt Tucholsky auch heute noch großartig zu finden. Der Mann hat die Weimarer Republik vollgeschrieben, hat sich für alles zuständig gefühlt und gegen alles angetextet, was auch nur entfernt nach Missstand aussah. Er beschimpfte, wenn es sein musste, Kaiser, Präsidenten, das Deutsche Rote Kreuz, Patrioten und Kollegen. Meistens musste es sein, wenn es nach Tucholsky ging. Die Welt gibt einem ja zu jeder Zeit genügend Gründe für ein Ärgernis.

Und doch sind seine Texte kein Stück griesgrämig. Im Gegenteil: Tucholsky hatte Humor. Wie hätte er die ganze Scheiße sonst auch ertragen können? Einmal hackt er zum Beispiel seitenlang auf einem dummbatzigen Zensurgesetz herum und endet mit dem brillanten Satz: „Dieses Gesetz gegen Schmutz und Schande fällt unter sich selbst.“

Der Anlass selbst, die Übergabe der restaurierten Grabstätte von Tucholskys Eltern Alex und Doris, erinnerte einen an manch schlechten oder auch guten Film, wie beispielsweise Wolfgang Staudtes „Untertan“, in dem es bei einer Denkmalseinweihung ein bisschen anfängt zu regnen.

Das Ganze sah am Freitagnachmittag, 16.30 Uhr, auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee ungefähr so aus:



Kulturstaatssekretär André Schmitz beschirmt Tucholskys Großcousine Brigitte Rothert



Etwa 100 Gäste nahmen an der Übergabe teil, darunter auch Claus Peymann und Gisela May (vordere Schirme Mitte)



Die restaurierte Grabanlage
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