Verlage in treuen Händen

Die Parallelen sind schon frappierend. „Zu diesem bösem Spiel fällt uns nichts mehr ein!“, schrieben die Mitarbeiter eines Verlages, denen der Verleger Bernd F. Lunkewitz gerade den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Wegen gerichtlicher Streitigkeiten hatte er entschieden, das angeschlagene Unternehmen nicht mehr weiterzuführen. Die letzten Sätze seiner Erklärung dazu lauteten:

Da auch die Treuhandanstalt (…) den Verlag nicht an sich zog, wird er „abgewickelt“ wie so vieles in diesem Lande, was durchaus noch hätte weiterleben können. So kann die konsequente Umsetzung der Gerechtigkeit zu Ungerechtigkeit führen.

Nein, es handelt sich dabei nicht um das Schicksal des Aufbau-Verlages, der in diesen Tagen seine eigenen Erfahrungen mit Lunkewitz machen musste. Es ging um das Ende der „Weltbühne“, das durch einen Rechtsstreit zwischen Peter Jacobsohn, dem Sohn Siegfried Jacobsohns, und dem Verlag der Weltbühne im Juli 1993 besiegelt wurde. Wie dieses Ende sich genau zugetragen hat, ist an dieser Stelle ausführlich nachzulesen. Aber schon damals schien den Mitarbeitern nicht ganz klar, was ihr Verleger eigentlich vorhatte. Nach Ansicht inzwischen gestorbener Prozessbeteiligter trug er seinen Spitznamen nicht zu Unrecht. Besonders perfide empfanden die betroffenen Mitarbeiter, dass Lunkewitz durch sein Verhalten vor Gericht dem Verlag auch unter einem anderen Besitzer jede Zukunft verbaut hatte. Denn dem Verlag war künftig untersagt, den Titel der „Weltbühne“ weiter zu nutzen. Und seitdem ist die Zeitschrift auch nie wiederbelebt worden.

Wie es mit dem Aufbau weitergeht, ist derzeit alles andere als klar. Gut möglich, dass Gerechtigkeit wieder zu Ungerechtigkeit führen wird. Dieses Mal will Lunkewitz die Gerechtigkeit offenbar auf seiner Seite wissen.

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