Ein ewiger Mittwoch droht

In Berlin gibt es zwei öffentliche Bibliotheken, die den Namen Kurt Tucholskys tragen. Noch. Denn die Bibliothek im Bötzow-Viertel im Prenzlauer Berg soll im kommenden Jahr geschlossen werden. Das teilte der Pankower Kulturstadtrat Michail Nelken (Die Linke) am 14. November in einer Bürgerversammlung in der Bibliothek mit. Wie der Tagesspiegel berichtete, sollen zehn Mitarbeiter der neun Pankower Bibliotheken ihre bisherige Stelle verlieren, so dass zwei Bibliotheken geschlossen werden müssen. In dem Kiez rege sich Widerstand, heißt es in dem Artikel:

Klaus Lemmnitz kann sich in Rage reden, wenn es um die geplante Schließung zweier Bibliotheken im Stadtteil Prenzlauer Berg geht. „Es kann nicht sein, dass die Stadt sich hier völlig der Verantwortung entzieht. Das sind nur noch Streichorgien“, sagt er. Weil er mit den Plänen des Bezirkes Pankow nicht einverstanden ist, hat er mit anderen Anwohnern die Initiative „Pro Kiez“ gegründet.

Auf der Versammlung wurden an den Stadtrat 3000 Unterschriften von Bürgern übergeben, die sich gegen die Schließung wenden. Auch die Kurt Tucholsky-Gesellschaft (KTG) sprach sich bei dem Treffen gegen die Schließung aus. Damit hat es seine besondere Bewandnis: Die Bibliothek hat ihren Namen der letzten Angehörigen der Familie Tucholsky zu verdanken, dem KTG-Ehrenmitglied Brigitte Rothert. Diese hatte sich in den 1980er Jahren dafür eingesetzt, dass die damalige Tucholsky-Bibliothek in Mitte bessere Räumlichkeiten erhielt, die im Juni 1990 schließlich bezogen wurden. Als diese Einrichtung im März 1997 geschlossen werden musste, sorgte Rothert dafür, dass die Bibliothek in der Esmarchstraße vom 11. Juni 1997 an das Andenken an Tucholsky weiterführte.


Die Bibliothek in der Esmarchstraße

Nun steht auch diese vor dem Aus, so dass es für Brigitte Rothert eine Ehrensache ist, sich für deren Erhalt einzusetzen. Am 21. November will die Bezirksverordnetenversammlung über die Schließung entscheiden. Die KTG will beantragen, auf der zuvor angesetzten Fragestunde ein Statement abzugeben.

Bislang hat die Bibliothek schon jeden Mittwoch geschlossen. Bleibt abzuwarten, ob ein ewiger Mittwoch droht.

Kommentare (3)
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  • Sudelblog.de - Das Weblog zu Kurt Tucholsky » Das Lesen geht weiter

    […] Der Streit um die Schließung der Kurt Tucholsky-Bibliothek im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg hat das überregionale Feuilleton erreicht. Für die Frankfurter Rundschau hat Elke Buhr die Bibliothek besucht und erstaunliche Dinge beobachtet: Die Senioren sind als erstes gekommen, sie sitzen vorne, erwartungsvoll: Nicht jeden Tag gibt es hier eine Lesung umsonst. Und was für eine. Maike Wetzel, Thomas Hettche, Tim Staffel, Thomas Brussig, sie alle werden an diesem Nachmittag in den kleinen Veranstaltungsraum der Tucholsky-Bibliothek für Kinder im Prenzlauer Berg kommen. […]

  • Sudelblog.de - Das Weblog zu Kurt Tucholsky » Weihnachtspost an Köhler

    […] Bei so viel präsidentieller Erkenntnis dürfen auch die Bürger mal zu Wort kommen. Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft hat die Ausführungen Köhlers zum Anlass genommen, ihn auf die Differenzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit hinzuweisen. In einem offenen Brief wendet sie sich persönlich an den Bundespräsidenten und fordert ihn auf, seinen Einfluss geltend zu machen und die Schließung der Tucholsky-Bibliothek im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg zu verhindern. […]

  • Sudelblog.de - Das Weblog zu Kurt Tucholsky » Das Lesen geht weiter

    […] Der Einsatz der Bürger im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg hat sich gelohnt. Die Kurt-Tucholsky-Bibliothek im Bötzoviertel wird nicht geschlossen, sondern voraussichtlich vom 1. April an von ehrenamtlichen Mitarbeitern weitergeführt. Für den Verein Pro Kiez Bötzowviertel ist das nur "reine Notwehr". "Wir sehen das nicht als Modell für andere Bezirke und für weitere Stellenreduzierungen", sagte Klaus Lemnitz vom Verein Pro Kiez der Nachrichtenagentur ddp. Bleibt nur zu wünschen, dass die Bibliothek irgendwann wieder von bezahlten Bibliothekaren betrieben werden kann. […]