Eine kleine Zeitungsrevolution bedeutet die Tatsache, dass die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ seit dem 5. Oktober täglich ein Foto auf ihrer Titelseite zeigt. Doch nicht nur das: Auch die altehrwürdige Frakturschrift über den kaum moderneren Kommentaren musste verschwinden. Warum, erläuterte Mitherausgeber Werner D’Inka in seinem Leitartikel wie folgt:
Offenkundig ist die Fraktur vielen Lesern, beileibe nicht nur den jüngeren, über die Jahre fremd geworden.
Eine interessante Feststellung. Sie klingt danach, als hätten sich seit den 80er Jahren – oder auch erst durch das frakturlose Internet – völlig neue Trends in der Typographie ergeben.
Manche Leute hatten allerdings schon etwas früher ihre Probleme mit der gebrochenen Schrift:
Mich hat neulich in der „Neuen Bücherschau“ Artur Rudolf rechtens darauf aufmerksam gemacht, ich solle meine Bücher lieber in Antiqua setzen lassen, obgleich doch diese Sammelbände nicht grade vom Ausland verschlungen werden, und in einem Brief hat mir Herr Rudolf meine alte Liebe zur Fraktur mit so kräftigen Argumenten erschüttert, daß ich sehr in mich gegangen bin. Die Fraktur deckt sich heute so recht mit der Reaktion, sagte er; sie will in der Welt und der Welt gegenüber etwas Besondres sein…
… schrieb Tucholsky in seiner Bücherrubrik „Auf dem Nachttisch“ am 18. Juni 1929.
Wie beruhigend, dass D’Inkas Kommentar die frakturlose Überschrift trägt: „Wir bleiben uns treu“