Fritze Griinbaum

Wenn es darum geht, Originalaufnahmen aus der kabarettistischen Frühzeit zu präsentieren, ist der Berliner Regisseur und Produzent Volker Kühn nicht weit. Die bereits vor einem Jahre von Kühn herausgegebene Doppel-CD „Das Cabaret ist mein Ruin“, die dem österreichischen Kabarettisten Fritz Grünbaum gewidmet ist, hat die FAZ nun in ihrer Ausgabe vom Samstag besprochen. Autor Uwe Ebbinghaus kommt in seinem Text „Mit Heineschem Zug“ gleich zur Sache:

Am Anfang hieß das Kabarett überall noch Cabaret, war körperbetont, erotisch aufgeladen, und eines seiner Hauptverdienste bestand darin, die Uneingeweihten von der „Existenz des außerehelichen Geschlechtsverkehrs“ in Kenntnis zu setzen, wie Kurt Tucholsky einmal witzelte.

Dieser Witz stammt mehr oder weniger sinngemäß aus Tucholskys Text „Berliner Cabarets“ vom März 1913. In diesem Artikel wird Grünbaum nicht eigens erwähnt. Dass Tucholsky den Wiener Künstler durchaus kannte, zeigt eine Passage aus einem Text über Gussy Holl, der nur wenige Monate später erschien:

Sie ist der Spiegel. Sie kann Fritze Griinbaum nachmachen und Schneider-Dunker und die Waldoff’n.
Peter Panter: „Gussy Holl“, in: Die Schaubühne, 3.7.1913, S. 688

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeiteten Tucholsky und Grünbaum für Rudolf Nelsons Revue „Total Manoli“ zusammen. Grünbaum steuerte die Texte, Tucholsky den Titelsong bei.

In dem Artikel „Des deutschen Volkes Liederschatz“ bezog sich Tucholsky wenige Jahre später auf Grünbaums populäre Schlagertexte:

Was aber sind alle diese schönen Lieder, wie:
    Am Hügel, wo der Flieder blüht,
    und eine Rosenhecke glüht und:
(…)
Da mögen Welsche und Polen, Tschechen und blatternasige Kosaken dräun: solange wir solche Lieder haben, kann Deutschland nicht untergehn. Der Text stammt von zwei wiener Juden.

Wen Tucholsky mit den „zwei wiener Juden“ tatsächliche gemeint hat, ist unklar. Fest steht nur: Den Schlager „Dort unterm Baum“ , aus dem die obigen Verse entnommen sind, hat der im tschechischen Brünn geborene Jude Grünbaum geschrieben.

Kleine CD-Hörprobe gefällig?

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