Die Zeit kommentiert in ihrer Online-Ausgabe eine Reihe von Kommentaren, die andere Zeitungen zur geplanten Reform des Unterhaltsrechts verfasst haben. In seiner Presseschau „Vorrang für Kinder“ geht Karsten Polke-Majewski äußerst hart mit den Kollegen der Regionalzeitungen ins Gericht. Zum Abschluss gibt er den Kommentatoren aus Kleinstädten wie Hannover noch ordentlich eins hinter die Löffel:
Alles in allem ist der Vorschlag der Justizministerin also wohl nicht der schlechteste. Nur sollte man ihn nicht scheinmoralisch überfrachten. Oder mit Kurt Tucholsky: „Die sittlichen Begriffe, die besonders in der deutschen Provinz aufgestellt werden, sind nicht maßgebend und nicht jene, nach denen sich das Volk richtet.“
Aber hat Tucholsky sich wirklich so pauschal über „die deutsche Provinz“ geäußert? Oder war er nicht doch zu einer gewissen Differenzierung fähig?
Die sittlichen Begriffe, die besonders in der deutschen Provinz von ältern Ehefrauen, Pastören und – last and least – von den Richtern aufgestellt werden, sind nicht maßgebend und nicht jene, nach denen sich das Volk richtet.
Ignaz Wrobel: „Bettschnüffler“, in: Die Weltbühne, 11.3.1930, S. 388
Das Mindeste, was man von einer Presseschau erwarten sollte, ist eine richtige Wiedergabe von Zitaten.