Klassischer Abriss der Globalisierung

Anders als Adam Smith, David Ricardo und Karl Marx gehört der Bankvolontär Kurt Tucholsky nicht zu den Klassikern der Wirtschaftslehre. Es gilt in Ökonomenkreisen aber durchaus als schick, sich gelegentlich einer Zitatensammlung zu bedienen, die Tucholsky unter dem Titel „Kurzer Abriß der Nationalkökonomie“ veröffentlichte. Anders als eine Zitatensammlung lässt sich dieser Text kaum bezeichnen, enthält er doch Klassiker wie:

Nationalökonomie ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben.

Geld ist weder ein Zahlungsmittel noch ein Tauschmittel, auch ist es keine Fiktion, vor allem aber ist es kein Geld.

Die Nationalökonomie ist die Metaphysik des Pokerspielers.

Was die Weltwirtschaft angeht, so ist sie verflochten.

Letztere Feststellung tauchte dieser Tage gleich in zwei Medien auf. Zum einen im Stern, der seine Titelstory der „Geschichte des Kapitalismus“ widmete, zum anderen in der Welt am Sonntag, die ein neues Buch des FTD-Redakteurs Wolfgang Münchau in Auszügen vorabdruckte. Wobei Münchau auf provokante Weise Tucholsky korrigierte:

Der deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky schrieb einmal: „Was die Weltwirtschaft angeht, so ist sie verflochten.“ In Wirklichkeit ist die Weltwirtschaft nicht annähernd so verflochten wie der deutsche Mittelstand.

Die Chance, dass Münchaus Weisheit zum vielzitierten Klassiker wird, ist jedoch eher gering.

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