Die „taz“ widmete sich am Donnerstag in einem Spezial den Themen Rechtsextremismus und Nationalismus. Eine Zitatensammlung zu „Nationalstolz, Patriotismus usw.“ machte deutlich, wie sehr sich die Aussagen konservativer deutscher Politiker von denen deutscher Geistesgrößen unterscheiden. Auch Tucholsky durfte in dieser Liste nicht fehlen:
Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen haßt die anderen Klumpen, weil sie die andern sind, und haßt die eignen, weil sie die eignen sind. Den letzteren Haß nennt man Patriotismus.“
Kaspar Hause: „Der Mensch“, in: Die Weltbühne, 16.6.1931, S. 889
Weitere Beispiele gefällig?
Man muß hören, wie bei uns der Oberkellner mit dem Unterkellner spricht, um zu ermessen, was noch zu tun bleibt. Den niedrigsten Drang, den es im Menschen gibt, nämlich verantwortungslos zu herrschen, fördert der Patriotismus. Patrioten? Gute Deutsche? Diese Sorte ist nichts als verhinderte Unteroffiziere.
Ignaz Wrobel: „Mit Rute und Peitsche durch Preußen-Deutschland“, in: Die Weltbühne, 23.8.1927, S. 293
Das wohl bekannteste:
Sie reißen den Mund auf und rufen: „Im Namen Deutschlands … !“ Sie rufen: „Wir lieben dieses Land, nur wir lieben es.“ Es ist nicht wahr.
Im Patriotismus lassen wir uns von jedem übertreffen – wir fühlen international. In der Heimatliebe von niemand – nicht einmal von jenen, auf deren Namen das Land grundbuchlich eingetragen ist. Unser ist es.
Und so widerwärtig mir jene sind, die – umgekehrte Nationalisten – nun überhaupt nichts mehr Gutes an diesem Lande lassen, kein gutes Haar, keinen Wald, keinen Himmel, keine Welle – so scharf verwahren wir uns dagegen, nun etwa ins Vaterländische umzufallen. Wir pfeifen auf die Fahnen – aber wir lieben dieses Land.
Kurt Tucholsky: „Heimat“, in: Deutschland, Deutschland über alles. Berlin 1929, S. 226ff.