Vermutlich hat „FAZ“-Redakteur Andreas Kilb mit seiner Behauptung Recht, wonach die Bezeichnung Medienmensch für einen Journalisten und Schriftsteller heutzutage wenig schmeichelhaft ist. Aber da es in den Tagen Tucholskys noch keine ewig gleichen Talkshows und Interviews gab, ist in seinem Falle wohl etwas anderes damit gemeint. Tucholsky lebte von und für die Medien, und daher hatte sich die Tucholsky-Gesellschaft vorgenommen, sich auf ihrer Jahrestagung 2005 näher mit dem Verhältnis ihres Namensgebers zu den damaligen Medien zu befassen.
Als Filmexperte interessiert sich Kilb natürlich am meisten für den gescheiterten Versuch Tucholskys, ein Drehbuch zu verfassen:
Interessanterweise saß Tucholsky just zu der Zeit, da Benjamin ihn tadelte, an einem Filmskript. Im August 1931 war „Seifenblasen“ dann fertig, eine Auftragsarbeit für die Nero-Film der Gebrüder Nebenzahl, die im Jahr zuvor G. W. Pabsts „Westfront 1918“ und Fritz Langs „M“ produziert hatten. „Ich habe kein Drehbuch abgeliefert, sondern eine Szenenkette, im Präsens erzählt“, schrieb der Autor an seinen Freund Emil Jannings, „ich glaube: manche Einfälle sind brauchbar.“ Leider waren sie es nicht. „Seifenblasen“, eine Verwechslungskomödie um eine Frau, die sich als männlicher Damenimitator verkleidet, wurde nie produziert, statt dessen trieb die Ufa ein auf der gleichen Idee fußendes Konkurrenzprojekt voran, das zwei Jahre später als „Viktor und Viktoria“ unter der Regie Reinhold Schünzels auf die Leinwand kam.
Leider bleibt in dem Text unerwähnt, dass der Filmwissenschaftler Frank Burkhard Habel von einem Kurzfilm berichtete, der bereits vor dem Krieg nach einer Geschichte Tucholskys gedreht worden war. „Wie kommen die Löcher in den Käse?“ lautete der Titel des 18-minütigen Films, der am 21. September 1932 uraufgeführt wurde. Regisseur war Erich Waschnek, das Drehbuch schrieb Franz Winterstein. Habel konnte auf der Tagung jedoch keine Ausschnitte des Films zeigen, da die Aufnahmen verschollen sind.