Sowohl bei der „Netzeitung“ als auch bei „Spiegel Online“ fand sich am Wochenende eine wortgleiche Reisereportage über die weinselige Mosel. Eingeleitet wurde der Text mit einem Zitat Tucholskys:
„Wir soffen uns langsam den Fluss hinunter“, notierte Kurt Tucholsky 1930 auf seiner Moselreise von Trier nach Koblenz. Angesichts der Fülle von Weingütern ist das wahrlich nicht schwer.
Davon abgesehen, dass sich Tucholsky und seine Freunde Jakopp und Karlchen den Fluss hinab, und nicht hinunter gesoffen haben, fand die feucht-fröhliche Moselreise bereits im Oktober 1929 statt. Im Gegensatz zu seiner berühmten Spessart-Wanderung hat Tucholsky über diese Reise nicht in einem größeren Feuilletonstück berichtet. Statt dessen verband er einen Bericht über die Fahrt mit einer wüsten Beschimpfung des Denkmals am Deutschen Eck, die in der Frage gipfelte, wann eine Regierung „einen solchen gefrorenen Mist“ endlich abkarren würde.
Weit weniger politisch war dagegen Tucholsky zweiter Reisetext. Darin bewunderte er die Schönheit einer Moselmaid:
Die Kellnerin nannten wir die ‚Tochter der Legion‘, und sie hieß Marietta. Sie war so schön, daß mir, als ich sie an diesem Nachmittag zum ersten Male sah, die Pfeife ausging; das geschieht alle Jahr nur dreimal: diesmal also in den „Drei Königen“ zu Bernkastel – so schön war sie.
Peter Panter: „Fräulein Marietta“, in: Vossische Zeitung, 19.6.1930
Nachtrag 25.9.2005: Der Reisetext über die Mosel kam vielen Medien offenbar sehr gelegen. Er erschien am 24.9. im „Darmstädter Echo“, der „Thüringischen Landeszeitung“, der „Thüringer Allgemeine“ und der „Ostthüringer Zeitung“. Und der Herbst ist noch nicht vorbei.