Rettet die Nebensätze

Regelmäßige Sprachkolumnen sind eine Sache für sich. Die Gefahr ist sehr groß, dass die aufzuspießenden Sprachschnitzer sich bald erschöpfen und die mit viel Verve und Sendungsbewusstsein vorgetragene Sprach- und Stilkritik ins Geschmäcklerische abgleitet. Ein Beispiel für eine Sprachglosse, die mehr Verwirrung stiftet, als dass sie aufklärt, ist die dieswöchige Kolumne „Fünf Minuten Deutsch“ von Ruprecht Skasa-Weiß in der „Stuttgarter Zeitung“.

Der Autor widmet sich darin dem dankbaren Thema Haupt- und Nebensätze, ohne das eine solche Kolumne auf die Dauer wohl nicht auskommen kann. Leider wirft Skasa-Weiß, unter Berufung auf Tucholsky, darin einiges durcheinander. So schreibt er:

„Hauptsätze! Hauptsätze! Hauptsätze!“ So lautet Kurt Tucholskys bekannte Empfehlung für jeden, der mit eigenem Text beim Publikum ankommen will.

Wie bitte? Wie bitte? Wie bitte? Ausgerechnet der Kleist-Verehrer Tucholsky soll generell die Bildung von Nebensätzen abgelehnt haben? Natürlich nicht, denn die Forderung nach Hauptsätzen entstammt den „Ratschlägen für einen guten Redner“, die sich von möglichen Empfehlungen an Schriftsteller und Journalisten stark unterscheiden. Schließlich wusste Tucholsky: „Das Ohr nimmt weniger auf als das Auge, es nimmt viel schwerer auf, eine Sage ist keine Schreibe.“

Es wundert daher nicht, dass Skasa-Weiß seine strikte Forderung nach Hauptsätzen anschließend wieder relativieren muss. Denn das Vermeiden von Nebensätzen führe in vielen Fällen zu einem unschönen Nominalstil, wie er selbst einräumt. Für diese Behauptung hätte er dagegen Tucholsky durchaus als Kronzeugen anführen können. Denn dieser hatte von seinem Mentor Siegfried Jacobsohn (S.J.) gelernt:

Unter den Dingen, die S. J. aus allen Aufsätzen herausstrich, wenn er sie „ins Deutsche übersetzte“, war eines, das er inbrünstig haßte, und das er vernichtete, wo immer er es antraf. Das war der substantivierte Infinitiv. „Das Musizieren“ pflegte er immer in Sätze aufzulösen oder durch ein Substantiv zu ersetzen – und er hatte recht.
Peter Panter: „Der musikalische Infinitiv“, in: Die Weltbühne, 8.9.1931, S. 381

Die Preisfrage lautet nun: Wie viele Nebensätze enthält der erste Satz des Zitates?
Die richtigen Antworten bitte an Ruprecht Skasa-Weiß schicken.

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